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Dienstag, 26. Juli 2011

Call of Juarez - The Cartel (PS3)





Techland's (Zwischen-)Fall!?

Techland - eine polnische Entwicklerfirma, die unter anderem für den stark angestaubten Ego-Shooter "Chrome" als auch für Sportspiel „X-Pand-Rallye“ bekannt ist, wurde erst so richtig ins rechte Rampenlicht mit der „Call of Juarez“-Reihe gerückt. Allein der 2006 veröffentlichte Erstling verblüfft mich noch heute allein von der Grafik, den 2 glaubwürdigen, spannenden & sich gegenseitig jagenden Hauptcharakteren, Unvergesslich die Mission von Billy, die Kerze, als er in der weiten Wüste bei einem alten Indianer Bogenschießen lernt und sich einer Kletterprüfung bis zum Gipfel eines riesigen Gesteins begeben muss, um ein Adlerei zu rauben.
Die Westernatmosphäre war seit Lucas Arts‘ Meilenstein „Outlaws“ selten so knisternd authentisch.
Auch der Nachfolger „Bound in Blood“, der den charismatischen „Ray“ bei behielt, aber mehr auf COOP-Gameplay setzte, wirkte noch super – das besondere Merkmal dort: „Schießduelle aus der Waffenholsterperspektive“ – und das in netter Gameplayumsetzung.
Jedenfalls hatte auch das Fort von Juarez seinen erneuten Auftritt und wisst ihr was? Genau das kommt im neuen, dritten & leider total verkommenen dritten Teil auch vor.
Der einzige Unterschied: er spielt nicht mehr im alten Wilden Westen, sondern in der Neuzeit.
Jedoch hat man versucht das Szenarios glaubwürdig in die Moderne zu übertragen.



Call of Money – The Fart

Bevor ich den Titel in den Händen hielt, um selbst Hand anzulegen, erfuhr ich durch diverse Pressemeinungen, dass die Wertungen unglaublich schlecht ausfielen. Erschrocken war ich, da doch der Trailer noch so ausgezeichnet wirkte. Für Trailer hat Techland ja zumindest ein sehr gutes Händchen, was man auch an ihrem bald erscheinendem Projekt „Dead Island“ sehr gut sehen konnte, was jahrelang scheinbar auf Glatteis lag. Und vermutlich, weil das ihr eigentliches großes Projekt derzeit ist, wurde „The Cartel“ mehr oder weniger einfach nur so lieblos hingeschleudert. Bedauerlicherweise.
In „The Cartel“ fällt sofort auf: allein das Menüdesign ist ein wenig auf Kamerastörungslook wie „Kane & Lynch 2“ gemacht, wirkt aber von dem modernen Touch her sehr uninspiriert. Allein das Modell des Colts im Menühintergrund wirkt total peinlich undetailliert.
Jedenfalls könnt ihr neben dem Multiplayer eine Kampagne starten, wo ihr zwischen 3 Charakteren wählen müsst: ein Weibchen, ein Männchen &… Ray. Jawohl. Der ist auch wieder dabei – mit Jesuskreuz um den Hals, langem Mantel und coolem Cowboyhut. Alternativ könnt ihr auch im COOP-Modus zu dritt die Geschichte antreten. Cool: jeder Charakter hat vor Auswahl ein anschaubares Introvideo. Aber leider fällt schon dort auf: die deutsche Vertonung ist so dermaßen mies, dass man sich eine Backwards-Evolution der Ohren wünscht. Nicht nur, dass alle Charaktere total peinlich klingen (es gibt tatsächlich bis zum Schluss keine Ausnahme), nein… auch die besseren Synchronsprecher schludern ihren Job nur so runter. Besonders negativ aufgefallen ist mir die weibliche Stimme irgendeiner Prostituierten (kommt nur relativ am Anfang vor): diese Stimme kennt man noch von der Freundin von Tommy Angelo aus dem grandiosen Mafia, Sarah.
Für mich ist es bis heute nicht nachvollziehbar wie so jemand einen Synchronsprecherjob bekommen kann – entweder springen mir die Sicherungen aus der Birne & ich wirke enorm abgenervt oder ich beginne verzweifelt zu lachen… sobald sie ihren Mund aufmacht. Egal was sie sagt – es wirkt einfach nur lächerlich, gekünstelt und schlichtweg scheiße.
Jedoch fiel mir auch sehr früh auf: die Zwischensequenzen sind einfach zu lang – egal was man zu sehen bekommt, es ist stets uninteressantes & gestrecktes Geblubber – jede Aussage kommt B-Movie-mäßig auf „Dicke Hosen-machend“ rüber. Und passieren tut auch nichts Actionreiches.



Missionen vom Fließband

Ganz nach Schema F sind auch die Missionen zusammengebastelt, die zusammenhanglos aneinandergeklebt an die verschiedensten Schauplätze führen – manchmal ist die Grafik dabei hui (der Wald zu Beginn) und manchmal pfui (Autobahnfahrten, Sicht auf längere Straßen). Besonders die Figurenmodels wirken eher wie Puppen und mit einer Frontalkameraperspektive gezeigten Mimiken wirken so peinlich, dass der Ernst sich wirklich aus jedem Eckchen des Spiels davonfliegt & verpufft. Knallhart & hin und wieder humorig will es sein, schafft’s aber nicht – vor allem im nach einer Zeit (nach bestimmter Anzahl von Kills) aktivierbaren Zeitlupenmodus gibt Ray Sprüche zum Besten als Zitat aus der Bibel, fügt danach noch ein „oder so ähnlich..“ hinterher. Nach dem dritten Mal wurde aber auch das zu eintönig und Sprüche wie „Gut geschossen!“, nachdem ich jemanden mit der puren Faust volle Pfund auf’s Maul gehauen hab, haben da wirklich nichts mehr zu suchen. Jedenfalls befindet ihr euch zu JEDEM Missionsbeginn in verschiedenartigen „Lobbyräumen“ – das kann ein Hotelzimmer, ein Hinterhofparkplatz oder Sonstiges sein – es stellt dich auf den nächsten Handlungsort ein (Szenario), lässt dich die Waffen auswählen (es gibt 1 Großkaliber & 2 Pistolen auszuwählen, Letztere lassen sich sogar beidhändig benutzen – je nach Bedarf). Danach folgt meist eine Zwischensequenz & lasst euch von einem Waypoint im Team zum nächsten stürmen. Dabei wissen die nun folgenden Gegnermassen IMMER wo du gerade steckst. Ein Deckungssystem wie in Killzone 2/3 gibt es nicht, dafür ist aber eine automatische Zielhilfe aktiv – soll heißen: sofern ihr über Kimme & Korn zielt, ankert sich das Fadenkreuz an den Feind fest und verfolgt ihn sogar. Also ein ständiges Anlegen & Zielen, immer nachdem jemand weggeballert wurde, und die Schießbude löst sich bis zum nächsten spürbaren Trigger auf. Dabei wirken die Levels teils elend lang & von den Schauplätzen her irgendwie immer gleich: Betonbauten hier und dort, und man mittendrin. Das Spiel fühlte sich nach 2 Stunden auch schon viel zu lang an. Und es nimmt schon seine 8 Stunden Spielzeit in Anspruch, in denen ihr bedeutungslose Charaktere und ihre Intrigen mit „dem Kartell“ mitbekommt. Auch eine überhaupt nicht zündende „Überraschung“ hat man eingebaut. Hin und wieder gibt es auch Helikopter (als Endboss) abzuschießen, wobei ein richtiger Endgegner nicht existiert.
Dazwischen gilt es Gegner auf Kommando zu flankieren, Positionen zu verteidigen, sogar Auto zu fahren (man kann sich dabei hinters Lenkrad hocken und vor Kugeln schützen – Auto fahren an sich ist aber total gestreckt und wirkt schon bald nicht mehr peppig) oder auch im Zeitlupenmodus gemeinsam einen Raum zu stürmen (kennt man aus dem Vorgänger). Doch nochmal zum Auto fahren: entweder ihr verfolgt jemand oder flüchtet, ansonsten fahrt ihr einfach von A nach B, wobei ihr keine Fußgänger treffen dürft, denn dann ist die Mission abrupt gescheitert. Auch wie der Death-Screen erscheint, ist schlagartig und vertreibt jegliches Flair. Fast schon so wie bei Duke Nukem Forever.
2 aus dem ersten Teil implementierte Levels gibt es auch als Wiedersehen, doch auch diese machen den Braten nicht heiß: zu schlecht ist der neue Teil als das ein „Jetzt müssen wir aber noch UNBEDINGT Westernflair gegen Ende des Spiels einbauen!“ noch irgendwie aushilft.

Sonstiges:
  • ihr könnt Sammelgegenstände einsacken, welche die eigene Stufe erhöhen und somit neue Waffen bei Waffenauswahl zu Beginn jedes Levels freischalten
  • diese Sammelgegenstände sind aber illegal - denn ihr seid ja von der Polizei - und dürft Beweismaterial nicht einfach klauen... wenn euch die eigenen Leute sehen, bekommt ihr keine EXP-Points (welche durch Diebstahl auch die einzigen sind) - sehr sinnlos umgesetzt
  • manchmal lassen sich in diese Richtung auch andere bösartige Dinge tun, die den eigenen Nutzen fördern - aber auch hier: keine Storyauswirkungen, sondern nur EXPs
  • ihr könnt unendlich lange sprinten
  • mal kleine, mal ordentliche Grafikruckler
  • Soundbugs (manchmal wird nichts gesprochen, Lippen-asynchron, Ruckeln)


Fazit:
Call of Juarez' dritter Teil ist ein absolutes Armutszeugnis: stupides Dauergeballer; ultraschlechte & unmotivierte Synchronsprecher; eine hanebüchene & total langweilende Story; quasi Null Wiederspielwert, obwohl das Spiel es darauf anlegt den Spieler alle 3 Protagonisten-Stories nahezulegen (ey, die sind eh immer als ganzes Team unterwegs...) und Grafik-/Soundfehler vom Feinsten. Der absolute Reinfall des Jahres. Wer so hohe Erwartungen erzeugt, sollte sein Qualitätsmanagement wirklich nach dieser Peinlichkeit auf Vordermann bringen. Traurig. Hoffentlich wird "Dead Island" besser..

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