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Sonntag, 3. Juli 2011

flOwer (PS3)







Go with the flOw

Bereits 2009 erschienen, kommt mein Test zu diesem kleinen PSN / downloadable Content für die Playstation 3 erst jetzt. Für aktuell noch gute 8 € bekommt man das Spiel was nicht nur innovativ zeigt was der Six-Axis-Controller von Sony so kann, sondern auch nach der Presse national und international gut rezensiert wurde und quasi als Geheimtipp für alle Kunstinteressierten gilt.
Die Macher haben bisher nicht sehr viele Spiele veröffentlicht - lediglich ihr erstes Projekt namens "flOw" (2007) indem man eine Mikrozelle spielt, die unter Wasser kleinere Lebewesen auffrisst um selbst größer zu werden, um widerrum es mit größeren Feinden aufnehmen zu können. Das Spiel ist auch online gratis zu zocken - einfach mal danach googlen.
Dann erschien flOwer - enthält sogar eine Anspielung (sogar per Trophäe darauf hingewiesen), quasi ein Easter Egg auf den flOw - und demnächst soll "Journey" erscheinen (noch 2011) - ebenso zum Herunterladen, kein vollwertig im Laden erwerbbares Game.



Die Faszination an Blumen

Aber nun zum Spiel: worum geht's eigentlich? Eine besondere Story gibt es bei diesem Spiel nicht, aber das stört niemanden, weil es gänzlich ohne auskommt und eine "Message" anders darstellt. Heutzutage in Zeiten großer Industrialisierung zieht der erfolgreiche Mensch eher in eine Großstadt als auf dem karrierelosen Lande zu vermodern. In eine Großstadt, die vermutlich noch nicht zuviel davon hat immer mehr Gebäude um sich herum zu versammeln und dabei nicht selten das abermals vorherrschende Grün zu ersticken. So ist auch das Menü in flOwer dargestellt, das eben in solch einer Stadt eine kleine Wohnung zeigt. Man blickt aus dem Fenster und auf dessen Sims steht zunächst nur ein Pflänzchen - sobald man dieses näher betrachtet, gelangt man in den ersten Level. Nach dessen Abschluss erscheint eine weitere Pflanze - jede steht also für einen individuellen Level - es gibt insgesamt 6, die alle je nach Entdeckerlust so eine dreiviertel Stunde dauern können. Jedenfalls beginnt der Level mit einer Reihe von bewegten Standbildern, quasi einem kleinen Comic des Großstadtlebens. Danach beginnt das eigentliche Spiel und man findet sich - anders als vielleicht erwartet in einem weiten Feld aus sattem hübschen Grün auf dem Land wieder - am Horizont nichts von einer Stadt zu sehen. Erst zum Schluss des Spiels spielt man in einer, die aber keinerlei Menschen oder bewegte Autos beinhalten und neben einer Autobahn und Spielplatz zwischen Wolkenkratzern auch eher straight als weitläufig sind.
Im Laufe des Spiels habt ihr aber ganz bestimmte Szenarien - vom hellichten Sommertage auf dem blühenden Feld bis zum Sonnenuntergang samt Windrädern oder einem hässlichen Regen samt der eintreffenden Nacht und prächtigen Leuchteffekten, kleinen Weiern oder gefährlichen Strommasten erlebt ihr so einiges, was euch sowohl den Atem vor Schönheit raubt als auch interessant oder sogar bedrohlich ist.
Denn wie die Beschreibung vor dem Spiel es vermuten lässt: "Entspann dich und hab Spaß." ist zwar sehr gut getroffen, aber für die ganz Genauen unter uns gibt es da trotzdem ein paar Gefahren.



Being a leaf

Aber jetzt kam ich noch garnicht darauf zu sprechen was ihr eigentlich steuert! Kurzum: ihr steuert ein einzelnes Blatt durch die Gegend. Dabei neigt ihr den Controller entweder nach vorne oder hinten bzw. zu den Seiten - gewöhnungsbedürftig ist das nicht, denn relativ schnell hat man das kleine sehr realistisch schwingende Ding unter guter Kontrolle. Erst wenn ihr auf geschlossene Blümchen zufliegt (sie sind deutlich erkennbar und nicht wild zerstreut oder gar bedeutungslos), eröffnen sie sich nicht nur einfach, sondern geben eine weitere Blüte ab, die mit euch mitsegelt. Dieser Effekt wird übrigens von einem Zupfen einer Gitarrensaite abgesegnet - sehr schön, wenn man mehrere Blumen in einem Zug berührt und ein wahres Klangkonzert entfacht. Übrigens ist die gewählte Musik immer angenehm schön, nie nervtötend und vergrault auch nie mit zu starker Abmischung andere Hintergrundgeräusche wie das oftmals begleitende Windrauschen. Aber wie kann man sich das vorstellen - muss man eine bestimmte Windrichtung einhalten, um überhaupt schweben zu können? Was ist, wenn man auf dem Boden aufkommt?
Keine Angst! Das Spiel soll euch entspannen und nach einem geschafften Arbeitstag gut unterhalten - per Druck auf irgendeine Taste bringt ihr das Blatt in Schwung - ihr schwebt beim Loslassen quasi in der Luft und wer nah am Boden vorüberzieht, kann sich am schicken Ausweichen der Grashalme satt sehen. Sterben könnt ihr hier nicht - es gibt weder Leben noch sonstige Anzeigen im HUD, die irgendwie stören oder euch unter Druck setzen könnten. Zeitdruckevents für die Trophäen gibt es übrigens auch nicht - außer die eine Trophäe, bei der ihr nicht mit Strom in Berührung kommen dürft (sonst knallt's ziemlich und ihr raucht für ein paar Sekunden - begleitende Blätter raubt es euch aber nicht und erschreckt euch nur ein wenig), ist ein wenig knackig.
Im Grunde genommen gilt es im Spiel nur durch Berührung der Pflanzen Dinge auf wundersame Weise zu erreichen: vertrocknetes Gras verwandelt sich in hübsches Grün, verdunkelte Areale werden zum Weiter-Vorankommen erleuchtet oder ein Zugang öffnet sich, den ihr sonst bei all der gut gemeinten Bewegungsfreiheit noch nicht erreichen könnt. Da aber trotzdem der Spielplatz stets sehr groß ist, bleibt euch viel Zeit zum Austoben - nichts hält euch davon ab irgendetwas stehen und liegen und lassen und lieber wie verrückt herumzufliegen. Hier ist alles erlaubt, nichts ist verboten.

Auch sind die 100% des Spiels nicht sonderlich schwer zu erreichen, dennoch ist laut dem Trophy-Text bzw. der Trophy-Aufgabe ist jede erreichte Errungenschaft etwas ganz Besonderes. Leider ist flOw jetzt nicht als kostenlose Dreingabe erhältlich und auch sonst gibt es nichts zu erreichen, wenn man alle geheimen Blumen gefunden hat.
Jedoch wird im Verlaufe des Spiels klar, dass wir Menschen uns auf etwas Wichtiges zurückbesinnen und nie vergessen sollten: das satte Grün, das nicht nur für frische Luft von einem jeden sorgt, sondern auch eine unersättliche Schönheit gibt als das, wo wir einst mal friedlich drin gelebt haben.
Die Natur. Nährboden und Zufluchtsstätte für Tier und Pflanze - ein kleines Wunder, das unseren Planeten auszeichnet und bei besonderer Pflege Zuhause einen Jeden mit purer Schönheit belohnt.
Die Natur verlangt nichts - außer respektiert anstatt vernichtet zu werden.
Und so vernichtet ihr ganz am Ende dunkle Straßenzüge von sehr bedrohlich aus den Wolkenkratzern ragenden Metallstrommäste, die sogar ganze Häuser zerlegten. Eure Kraft: das Licht. Und lasst ein riesiges Gebilde zum Schluss in einen strahlend großen Baum umwandeln bzw. habt einer Stadt wieder zur Farbe.
Das Miteinander darf nicht in Vergessenheit geraten - und genau das ist es was das Spiel euch mitteilen möchte.


Fazit:
Für 8€ vielleicht für manche ein klitzekleines Bisschen zu teuer (vor allem verlängert kein Multiplayermodus oder ein Sammelsurium an Zusatzaufgaben die Langzeitmotivation) - aber als Kunstspiel allemale empfehlenswert. Das Spiel will sich garnicht auf irgendetwas Überflüssiges stürzen und entfacht mit Bravour eine Faszination - ob grafisch die Reise durch die weite offene Welt oder man still einfach die Umgebung beobachtet, abschaltet oder gar zufrieden einschläft - flOwer will dir einfach gut tun und nichts weiter, dazu noch eine kleine Message rüberbringen ohne sie gewaltsam jeden aufzudrücken - alles dezent gelöst und auch audiotechnisch ein Schmeichler erster Klasse.
Ich will auch ein Blatt sein und im Wind herumtanzend durch die Grashalme rauschen, die mich leicht kitzeln - die Sonne im Nacken und den Klang der Natur im Ohr.
FlOwer ist der Geheim- und Kauftipp, für alle, die nicht nur BÄM, WOOOMS und BA-DÄNG als einzig wahre Erfüllung sehen & über den Tellerrand auch gerne mal ins Ungewöhnliche schauen (dass man es auch übertreiben kann und fast nichts für's Geld bietet, beweisen hingegen aber ".deTuned" oder "Linger in Shadows").

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