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Montag, 11. Juli 2011

Shadows of the Damned (PS3)



Your ass is my most favourite target

"Garcia Hotspur" - auch wenn dieser Name für einen Protagonisten ziemlich schräg klingt, hat er zumindest nach einmaligem Durchspielen etwas verdammt Cooles an sich und vor allen Dingen umgibt ihn eine Hypothese, von der ich überzeugt bin: den Namen vergisst so schnell kein Gamer! ;)
Seines Zeichens allseits bekannter und gefürchteter Dämonenjäger - und dazu noch ein Latino mit entsprechendem Akzent (sehr sehr gut vertonte englische Sprachausgabe, saugute Untertitel, die vor allen Dingen den tollen Humor niemals zu kurz kommen lassen) steuert ihr ihn quer durch die Höllenwelt, in die er zurückkehrte. Warum?
Seine geliebte Paula wurde ihm gemoppst - vom fiesen Unterweltboss höchstpersönlich. Wer jetzt an Hades oder den Teufel denkt, liegt äußerst falsch. Fleming beim Namen nennt er sich, hat 6 Augen, sieht sonst relativ normal aus - ein in Resident Evil 4 dem großen Umhang-tragenden Mann ähnelnd. Aber diese Tatsache ist nicht auf andere Inhalte zu übertagen. Überall merkt man dem Spiel kreative Köpfe an - ob das abgefahrene Design der restlichen Umgebung / Geschicklichkeitseinlagen / Rätsel / dem Storyplot / die Waffen / dem sehr sexistischen Humor oder dem Unterhaltungswert - zumindest mich wusste das Spiel jederzeit zu überzeugen.




Trio Infernale

Eine Besonderheit gibt es, das viele Fans diverse Spiele vereint aufhorchen ließ: 3 ganz bestimmte Menschen vereinten sich, um dieses Juwel der Spielegeschichte zu erschaffen: zum einen Executive Director Suda51 (Director von No More Heroes), zum anderen Creative Producer Shinji Mikami (Director von Resident Evil) und Komponist Akira Yamaoka (Sound Director von Silent Hill). Wie einige Pressemeinungen verlauten ließen, dachte ich danach ernüchternd, dass das Game leider diverse Macken hat, die den Spielspaß erheblich trüben, aber schon seit Beginn des Spiels hatte ich den zunehmenden Eindruck: BULLSHIT! Was die Leute erwarten, kriegen sie auch - meine Meinung. Die Action & Steuerung von Resident Evil 5 (ein Druck auf X lässt Garcia um 180° herumdrehen, Kamera Schräg-3rd-Person, Laserpointer als Zielhilfe, mal auf dich zurennende - mal schleichende Gegner), der unverwechselbare Sound von Silent Hill (einige musikalischen Untermalungen bzw. Sounds beim Öffnen von Türen lassen auch ohne die Information welcher Komponist zugange ist, wissen: SILENT HILL!) und die - schätzungsweise - abgefahrenen Ideen samt sehr gelungenem Humor von No More Heroes. Leider kenne ich letzteres Spiel noch nicht - aber ein Test folgt bald. Dem Sommerloch sei Dank (dass ich das mal sagen würde... ;) ).



It's blowing your fu***** head off!

Enorm essentieller Bestandteil bei einem 3rd-Person-Shooter sind ja stets ... genau, die Waffen. Dass "Shadows of the Damned" hier sich ebenso von anderen Vertretern des Genres abhebt, ist garnicht so ungezwungen und passt hervorragend zu den vielen anderen coolen Ideen: ihr habt nämlich einen Begleiter namens "Johnson", seines Zeichens fliegender Höllenschädel, der irgendwann die Schnauze voll hatte von der Hölle und sich mit Garcia zusammen tat. Er kann jede beliebige Form annehmen und nebenbei gesagt, fiel mir erst jetzt auf wie wenig die Entwickler das ausgekostet haben, vielleicht sollte er auch einfach nicht der heimliche Held der Geschichte werden. Johnson - immer einen guten Spruch auf Lager - kann sich in ein Motorrad, in Garcia's Fackel oder Waffen verwandeln. Jederzeit. auf dem "digitalen" Steuerkreuz, also oben links auf dem Controller, sind "Links", "Oben" & "Rechts" für die 3 Hauptwaffen vergeben. Jede besitzt eine Zweitfunktion und ihr müsst im Laufe des Spiels auch ganz bestimmt davon Gebrauch machen. Bei 3 Waffen fragt man sich welche das natürlich sind - eben alles aus der Standardpalette, was ein normaler Shooter braucht: Pistole, Shotgun und Maschinengewehr. Jede Waffe wird für gewöhnlich nach einem Endgegner erweitert, in dem Johnson einen Kristall in Schädeleinsparungen eingesetzt bekommt - so kann dann die Shotgun mehr Schädel auf einmal laden und später zu einer gewaltigen Kanonenkugel werden, die auch an nicht erreichbaren Orten was zerstören können und somit Rätsel lösen. Oder die Pistole, die später Haftminen abschießt und per normalem Schuss selbige zerstört. Gepanzerte Gegner sind genauso wie rissige Umgebungen kein Problem mehr.
Wer dazu noch überall im Spiel verstreute Rote Kristalle findet oder im Shop einkauft, kann damit entweder die Gesundheit, den Waffenschaden, -nachladezeit, -kapazität erhöhen. Alternativ die relativ überflüssige Fackel (Nahkampfangriff) oder den Lichtschuss.



Es werde Licht!

So abgedroschen das auch klingt: hin und wieder überrascht euch das Spiel, indem es die Umgebung in Finsternis taucht. Diese füllt die Welt in dunkles Blau und lässt euch nicht mehr rennen, sondern leicht angeschlagen durch die Gegend rennen. Sobald ihr in der Finsternis euch aufhaltet, saugt sie zunächst euren "Schild" leer (den gibt's nur in der Dunkelheit - Monster ziehen euch regulär normal Energie sofort ab), danach frisst sie eure Health auf. Abhilfe schaffen hier dann Drinks - Tequila und Absynth (umso härter, umso mehr bringt's) könnt ihr eine ganze Menge herumtragen und auf Knopfdruck leersaufen - ziemlich schnell, die Flasche wird auch noch auf den Boden geschleudert und ein netter Spruch abgelassen, der Garcia stets menschlich darstellt - er wirkt nicht unbedingt als der Allerhellste (Stichwort: "Vorlesen"), aber er hat Charme, Charakter & eine gewisse Coolness, einen netten Humor und wurde mir richtig sympathisch. Garcia rockt - und gerade, weil das Spiel nach einem Nachfolger schreit, soll er bitte schön auch wiederkommen! Übrigens sind Parallelen zu Devil May Cry und Bayonetta erkennbar - vom insgesamten Stil.
Back into darkness: jedenfalls gilt es dort gewisse Dinge zu erledigen. Entweder ihr könnt nur in der Dunkelheit Schalter erkennen (und sie auch kaputtschießen - sowohl normal für ein Rätsel oder auch für Zwischenbosse) - die Finsternis muss manchmal sogar von bestimmten Gegnern herbeigeführt werden, damit ihr weiter kommt. Dieser kleine, aber niemals störende Zeitdruck war ganz nett, da er die Spannung steigt und auch eine gewisse Taktik bzw. Interesse weckt. Um aber wieder Licht ins Dunkle zu bringen, gibt's 2 Möglichkeiten: entweder ihr findet eine der meckernden Ziegen, die wie ausgestopfte Elchköpfe an den Wänden herumschreien und Kerzen auf dem Kopf haben (!!! oh jaa..) oder ihr benutzt Feuerwerksmaschinen, die temporär Licht spendieren und euren Schutzschild wieder aufladen.
In Dunkelheit getauchte Gegner überziehen sich mit einem schwarzen Schleier, der dann ausschließlich von eurem Lichtschuss neutralisiert werden kann. Dies kann JEDE Waffe und auch völlig "umsonst" - ihr verliert dabei nämlich keine Munition. Sehr schön. Erst danach sind sie zerlegbar - besonders mit der Pistole sind Arme und Beine wegschießbar, sodass ihr sogar spezielle Moves ausführen könnt (krabbelnde Viecher sind eine prima Einladung zum "Matratzen-Springen"). Ansonsten leitet ein Lichtschuss Betäubung bei normalen Gegnern ein, sodass ihr einen Finisher ansetzen könnt oder einfach mehr Zeit gewinnt.



Ideen & Würdigungen

Besonderes Lob verdient auch die Story, die nicht nur witzig, sondern auch interessant wie ein Grindhouse-Actionstreifen erzählt wird. Hier eine Parallele zu Tarantino, da eine Hommage an "Evil Dead 1 / 2" (es gibt eine nachgestellte The Cabin-Szene), dort eine Anspielung auf Ghostbusters oder Alice im Wunderland - und überhaupt: ihr habt nicht nur die Option (es gibt noch nichtmal extra Belohnungen oder Trophäen dafür) euch Werbeplakate anzuschauen, wo es stets was Lustiges drüber zu hören gibt, sondern auch Märchenbücher könnt ihr aufschlagen. Jede Seite wird vorgelesen - meist von Johnson, der ein UNGLAUBLICH guter Erzähler ist. Besonders betont und gerade dann faszinierend, wenn er jemanden nachspricht wird eine kleine Horror-Märchengeschichte erzählt - wie man es kennt: mit Bild- und Textseiten. Einfach so - nebenbei. Sehr genial gemacht und weiß auch sehr zu unterhalten. Besonders, wenn Garcia einmal vorliest und das auf Grundschulniveau. Kommentiert wird's natürlich auch - und darauf wartete ich die ganze Zeit.
Des Weiteren ist der Ladescreen zwischen den Kapiteln (es gibt Haupt- und Unterkapitel) als eine Art 2D-Pappschnitt-Übersichtslevelkarte wie aus Super Mario World - nur eben seitlich und nicht von oben drauf. Und genau in diesem Stil steuert ihr Garcia auch in 3 Levels von links nach rechts in einem Sidescroller Shoot'Em-Up wie man's sonst nur mit intergalaktischen Raumschiffen kennt.
Ansonsten gibt's nette Puzzles oder schreiende Baby's, die als Türschloss dienen und nach Augen, Gehirnen oder Erdbeeren quengeln. Erst dann öffnet sich die Tür. Apropros Erdbeeren: hier liiiiiiiiiiiiieben Dämonen Erdbeeren. Mehr als diese bloße Info meine ich auch nicht - ihr schmeißt jetzt nicht mit Erdbeeren zur Ablenkung oder so - nur diese Info fand ich unheimlich auflockernd. Und die Unterhaltung dazu, als Johnson das erwähnt und Garcia verwundert nachhakt - herrrrrrrrrrrrlich. Aber das verrate ich jetzt nicht.
Eine weitere lustige Idee ist die des Big Boners - der Boner ist eure Pistole, Johnson-Schädel als Spitze des Laufs. Ihr bekommt ja immer Edelsteine als Upgrades, nur einmal gab's ein Werbekärtchen, das aufforderte eine Prostituierte anzurufen. Als Johnson das tat, wird er so stark erregt, dass der Lauf sich riiiiiiiiiiesig ausdenkt und man ordentlich WUMM damit machen kann.
Wie abgefahren derbe der Humor manchmal wird, macht dies besonders deutlich.
Und genau das ist das Geheimnis: was passiert als Nächstes? Was haben sie sich wohl im folgenden Level ausgedacht?
Um das zu beantworten, wird man süchtig. Nur leider nicht allzu lange, weil nach ca. 8 Stunden der Spaß leider vorbei ist. Kein Mehrspieler, 3 Schwierigkeitsgrade, aber auch kein großer Wiederspielwert, außer das geniale Spiel an sich. Die meisten Sachen hat man eh gefunden - man muss nur aufpassen nicht dem Hauptweg zu folgen, ansonsten ist das Spiel sehr straight, die Umgebungen gehen in Ordnung, sind meist sehr interessant gestaltet - aber die Unreal Engine 3 sollte langsam weniger in modernen Spielen eingesetzt werden. Sie passte hier zwar, aber nach dem geladenen Spielstand wieder mal nachladende Texturen zu sehen, find' ich nicht so berauschend.
Zu sammeln gibt es Edelsteine, die man im Shop für Munition, Rote Edelsteine (Upgrades) oder Gesundheitsitems ausgeben kann. Nur hier und dort bei nem abgefahrenen Händler.
Hier und dort gibt's Kisten zu zerstören und deren Inhalte zu plündern - Munition wird übrigens bei Endbossen respawnt, wenn's mal eng wird.



Trophies

Die Trophäen sind reichhaltig, aber nach nur einem Durchgang (ich spielte auf "Mittel") locker auf mindestens 50% zu kriegen. Ich hab letztendlich 74%, aber auch nur, weil ich hier und dort geschaut habe was man so für Anforderungen stellt. Die sind meist sehr niedrig, da ihr eh schon die Hälfte im Storyverlauf bekommt (jedes abgeschlossene Unterkapitel bringt genauso eine wie ein erledigter Boss). Andere bekommt ihr, wenn ihr die Gegner so und so oft auf diese Weise oder mit jener Waffe zerfetzt. Doof: jeden Schwierigkeitsgrad müsst ihr durchspielen, da es für jeden eine Trophy gibt. Wenn man jetzt "Schwer" durchspielt, erhält man nicht automatisch alle da drunter (weil man quasi mehr kann als "Leicht" oder "Mittel").



Sonstiges:

  • Zwischensequenzen, die auf positive Weise krank ausfallen (seine Freundin Paula taucht hier und da immer wieder auf, mal kopflos, mal körperaufklappend - und wird immer und immer wieder vor Garcia's Augen in Einzelteile zerlegt. Sie soll 1000 Tode sterben - weil Garcia seit Ewigkeiten den Dämonen ein Dorn im Auge ist)
  • das Spiel verhält sich recht zügig - nichts ist langatmig: weder Gegnerauftauchen, noch das Sprinten, noch die 180°-Drehbewegung, Minicutscenes usw. - und macht auch einen Teil des Game-Charmes aus





Fazit:
Garcia Hotspur's abrockende Reise in die Eingeweide der Hölle ist für mich ganz klar eine reine Kaufempfehlung. Wer auf Grindhousestil, diversen Filmzitaten, sehr gelungenem Humor (engl. Sprachausgabe, gut übersetzte deutsche Texte - was will man mehr?), abgefahrenem Design, nett erzählter Story, interessanten Ideen, sehr unterhaltsamer Action steht, muss kaufen. Wer auf nur eine der Aspekte abfährt, auch.
So gut unterhalten wurde ich seit einer Weile nicht mehr - und besonders, da DREI sehr besondere Director sich zusammengeschlossen haben, um als die Göttlichen 3 die Gamerwelt ein wenig aufzuheizen, lohnt sich nicht nur ein Blick. Ein umfangreicherer zweiter Teil muss drin sein. Oder halt... lieber soll die Reihe für sich stehen bleiben und Kultstatus erreichen.

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