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Sonntag, 25. September 2011

The Cursed Crusade




Der gekirschte Kreuzzug

Kennt jemand "Kylotonn Entertainment"? Nee? Macht nix! Müsst ihr auch nicht kennen - obwohl das die Entwickler von "The Cursed Crusade" sind, die nach mehrmaligen Verschieben des 3rd-Person-Hack'n'Slay-Actionspiels nun endlich ihr Werk vollbracht haben.
Vor etlichen Jahren gab es da eine weitere und zum Glück untergegangene Machenschaft des Studios: "Bet on Soldier", das sogar einige Addons mit sich brachte. Alles aber leider nur unterster Durchschnitt.
Und heute? Alles besser?
Nee.



Ans Kreuz genagelt

...gehören zusammen mit den Programmierern die beiden Hauptdarsteller "Denz", ein typischer Europäer, der offiziell ein Kreuzritter ist und stets das Gute verkörpert und "Esteban", ein Spanier, der sowohl dafür sorgt, dass es einen lokalen COOP-Modus gibt (Splitscreen oder MultiplayerCOOP) und auch dafür sorgt, dass die Unterhaltung in den Zwischensequenzen stimmig ist. Zumindest, wenn es mal zu amüsanten Kommentaren zwischen den beiden Helden kommt. Warum nun ans Kreuz? Antwort: beide sind in der Geschichte der Videospiele absolut überflüssig und drängen sich quasi über die Gesamtspieldauer von 6 Stunden dem Durchzocker so penetrant auf.
Der Grund ist ganz einfach: es gibt viele Zwischensequenzen - allesamt per Ingamegrafik dargestellt, die die sehr verwirrende Geschichte vorantreiben, aber so langweilig choreographiert sind, dass man einfach einschlafen könnte. Nichts außer - viel überflüssigem - Gelaber findet hier statt, das zwar anfangs noch neugierig macht, aber später nirgends mehr hinführt oder gar keine Abwechslung bietet. "Keine Abwechslung" ist auch ein Stichwort, worauf ich aber später zu sprechen komme.

Zur Story: der gute Denz ist auf Kreuzzugmission und lange dauert es nicht, dann ist (irgendwie) klar: er ist von einem Fluch besessen und kann jederzeit in die Höllenwelt treten, in der er Hörner hat und alles um ihn herum verbrannt aussieht. Quasi fühlt er falsch in seiner Haut, weil so ein Gläubiger nicht aussehen sollte. Klaren Verstand behält er aber bei - nur sitzt ihm der Tod (in Gestalt eines schwarzen Ritters mit 2 Schwertern = total absurd) im Genick und will seine Seele. Aber irgendwie hat der nette Denz auch eine Mission vor sich - und die besagt... ähm... ja, ich glaube Reliquien ausfindig zu machen. Wozu auch immer - irgendwann klickte ich die nervtötenden Zwischensequenzen nur noch weg oder hörte nicht mehr hin. Fest steht, dass vermutlich eine Verschwörung im Gange ist und man auch einigen Leuten auf's Maul haut, die es einfach nicht lernen können Dinge sein zu lassen.
Was auch immer da vor sich geht: der Esteban ist natürlich auch vom Fluch ergriffen, versteht das zu Beginn noch nicht und rutscht durch Zufall in Denz' Geschichte - wie das erzählt wird, hinterlässt nur Verwirrung, da auch parallel die Sache mit dem Fluch / der Hölle erzählt wird. Direkt zu Beginn - drischt das Spiel mit soviel Input auf den Spieler ein, dass er links und rechts nichts mehr mit den 1000 Figuren und deren Absichten anfangen kann.



Ideenklau

Meine Vermutung: Esteban gelangte einfach so in den Storyverlauf, damit es einen COOP-Modus gibt. Und der ist - wie gewohnt - auch ein beliebtes Kaufargument. Zumindest bei mir. Jedenfalls merkt man auch als Solospieler, dass die Levels bestimmte Teamparts besitzen, also Punkte, die nur zu zweit gelöst werden können. Da das Spiel aber absolut keine Rätsel besitzt und sich nur auf standardrepertoiriges "Spüre die brüchige Wand auf und zermalme sie!" begrenzt, stemmt ihr gemeinsam lediglich Gittertore auf (, die teilweise wegen ihrer gigantischen Größe unrealistisch gehebt werden) oder dreht an Bolzen (, an denen Ketten befestigt sind, die sich eigentlich durch die Drehachse bewegen müssten, es aber nicht tun). Es ist also zwingend erforderlich den Kumpel dabei zu haben, um im Level voran zu kommen. Lustigerweise ist Esteban, sofern er von der CPU gesteuert wird, nahezu unbesiegbar. Er erlaubt sich selten Fehler und meist rettet er nur dich selbst, da der Schwierigkeitsgrad teilweise unfair ist, wenn immer wieder Scharen von Gegnern auf dich zukommen, die gern auch zuschlagen, obwohl du gerade mit jemanden im Kampf verwickelt bist. Das ist zwar realistischer, nervt aber total, da die Kampfanimationen vergleichsweise träge daher kommen.
Sofern die Energie mal ganz unten ist, stürzt du zu Boden und der Tod kommt auf dich zu. Erreicht er dich, stirbst du und darfst den Level nochmal vom letzten Checkpoint bzw. von vorn beginnen. So klar war mir die Gesetzmäßigkeit jetzt nicht.
Während der Tod aber auf dich zumarschiert, kannst du ihn mit Geschossen auf Distanz halten - und hoffen, dass der dümmliche Kollege nicht irgendwo festhakt und dir hilft. Denn seine Hilfe ist, wenn sie nicht aussetzt, relativ schnell da.



Upgrades & Heilung & Fluchgedöns

Zunächst einmal fällt positiv auf: sowohl ihr als auch jeder Gegner besitzt eine Rüstung. Diese lässt sich durch vertikale oder horizontale Schläge (equivalent zu "harter" und "leichter" Schlag) teilweise gezielt zertrümmern. Es ist also der Schutz des Feindes und eurer, bevor es richtig ans Leder geht und die Haut sich mit Blutspritzern meldet. Also müsst ihr erst wild auf das Blech einschlagen bis es zerbricht, um dann mittels eines Finishers abzurechnen. Vorher ist da meist nichts möglich - es sei denn ihr habt den "Schaden" als Grundattribut hochgelevelt - dann ist es meist mit einigen Moves schon getan (zumindest auf Leicht). Und das muss auch so sein, um den vielen Feinden schnell Einhalt zu bieten. Und wenn bei euch die Stahlbekleidung nicht mehr da ist, habt ihr auch einen für den Level dauerhaft verringerten Lebensbalken, der sich auch nur abschnittsweise wieder automatisch auffüllt - je nachdem wie allgemein niedrig euer Rüstungszustand ist. Aber nicht nur die Rüstung geht irgendwann zu Bruch, sondern auch die Waffen. Und das rasend schnell!
Ein paar Combos und Feindestode später könnt ihr sie gleich wieder austauschen - es gibt keine speziellen, unzerstörbaren - auch nicht als Belohnungen. Entweder ihr findet Standardequipment in Waffenständern oder von Leichen - das war's.
Dabei gibt es Zweihandwaffen oder Einhänder, die auch in beiden Händen oder alternativ mit Schild geführt werden können. Dazu habt ihr noch eine Armbrust, die sofort tötet und nie verbessert werden kann. Mit ihr müsst ihr aber nur selten schießen - genauso wie ein Katapult oder mobile Barrikaden bewegen. Letzteres wirkt interessant, ist aber eine einschläfernde Idee, da davon nichts besonders schwierig, überraschend oder spannend ausfällt. Die meiste Zeit verläuft ein Level so: durch die Gegend rennen, Gegner pelzen, Tor öffnen, Gegner pelzen, weiterrennen, Vorsprung erklettern, Zwischensequenz, Endgegner pelzen, fertig.

Nachdem ein Level fertig ist, wird upgegradet. Dazu kriegt man grundsätzlich IMMER Punkte. Aber eben erst dann. 1 Punkt für Grundattribute wie "Schaden", "Rüstung", "Vitalität", "Waffen" oder "Fluch" und unterschiedlich viele Punkte für's Freischalten von Waffencombos. Dabei gibt es viele: Punktebäume für Schlägel, Schwerter, Zweihandschwert, Zweihandaxt, 2 Schwerter, Schwert mit Schild, Schwert mit Schlägel usw.. Dass man die Combos anwendet, ist eher dem Zufall überlassen - einfach auf die Tasten dreschen und zuschauen was passiert, lautet die Devise. Nervig: sofern der Gegner gleich tot sein wird, führt euer Held automatisch einen Finisher aus. Von Waffe zu Waffe zwar unterschiedlich, wiederholt er sich aber penetrant ständig - und raubt dazu Spielspaß, da ihr des Zuguckens verdammt seid. Dabei dauern einige länger als andere - und sind teilweise unnötig. Brutal sind sie auch - aber das höchste der Splattergefühle ist, dass ein Kopf abfliegt. Der sieht aber so holzpuppenartig aus, dass eine FSK18-Einstufung von meiner Seite aus albern klingt. Die Gegner sind übrigens aus der Klonfabrik - und quasi gibt es keinen mit Alleinstellungsmerkmal, außer die Teufelsgiganten zum Schluss, die 1. alle dieselbe Taktik verlangen und 2. halt mehrere sind, was schon wieder komplett deren Einzigartigkeitsfaktor klaut. Einen richtigen Endkampf gibt es auch nicht.
Übrigens stehen euch noch folgende Möglichkeiten im Kampf zur Verfügung: entweder ihr wehrt den Angriff ab oder ihr wehrt fix vor Angriff ab, sodass der Feind kurz "gelähmt" ist oder aber ihr tretet ihn, was letzteren Effekt ebenso bringt und euch in Ruhe zuschlagen lässt. Gerade zu Beginn ist das ein beliebtes Mittel zum Beseitigen der blasphemischen Verräter.

Interessant, aber ebenso schnell langweilig ist die Möglichkeit Wut anzusammeln, die immer weiter ansteigt und euch länger im fast jederzeit aktivierbaren Fluchmodus bleiben lässt. Ist er aktiviert, geht natürlich die Wutanzeige kontinuierlich runter - schneller aber, wenn ihr gegen Feinde kämpft. Dies ist dadurch begründet, dass ihr schneller und stärker als sonst seid und somit Gegner mit Leichtigkeit niederstrecken könnt. Bis zu einem bestimmten Grad lässt sich die Wutanzeige auch immer wieder flott auf, sodass ihr ständig dies nutzen könnt. Bleibt ihr aber länger drin als die Anzeige erlaubt, verliert ihr Lebensenergie. Sobald ihr "sterbt", muss euch euer Partner wieder aufhelfen - übrigens klang das bestimmt schon vorhin für euch wie eine billige Kopie von "Resident Evil 5".
Da er aber meist flott zur Stelle ist, macht euch da also keine großen Gedanken - Fakt aber ist: dass das Spiel dadurch viel zu schnell von statten geht und ihr nur so durch die Levels stürmt. Vor allen Dingen albern ist, dass euch dann bei der Rückkehr in die normale Welt alles in Zeitlupe vorkommt: Renn- und Kampfgeschwindigkeit sind so niedrig, dass sie nur Nachteile bringen.
Da die Levels eh meist nur Burgmauern, Burginnenhöfe oder Burgkanalisationen oder Burgäußeres bzw. Burgstraßen von stets ein und demselben Setting bieten, verpasst ihr also nichts, wenn ihr STÄNDIG in der brennend-roten Höllenwelt seid.
Es bringt auch weitere Vorteile: ihr seht Collectables wie Truhen, Kreuze oder hilfslose Seelen, die beim Sammeln / Töten mehr Endpunkte bringen, die ihr in Comboaufwertungen stecken könnt.
Da es nur Vorteile bringt und nur ein wenig Aufmerksamkeit (Blick auf Wutanzeige) verlangt, warum läuft das Spiel nicht von vorneherein nur dort ab?



Sonstiges:
  • hier und da gibt es Quick-Actions, nie aber in Zwischensequenzen und auch nie für's Weiterkommen zwingend erforderlich (Tasten bleiben also heile)
  • die Levels sind bis unterm Strich zu kurz und bieten einfach keine Abwechslung in jeglicher Hinsicht
  • manchmal gibt es komische Laufgeräusche
  • die Hintergrundmusik ist total belanglos und wiederholt sich unerbittlich ständig
  • manchmal behindern zerstörbare Objekte (in denen aber nie etwas drin ist) das Weiterkommen
  • die deutschen Synchronsprecher sind durchweg gut und viiiiiiiiel besser als das lediglich solide Englisch
  • meistens hat man 2 Wege - 1 führt zum Ziel und 1 zu einer Bonustruhe (Lage der Truhen auch seltsam)
  • hier und da gibt es Zwischenbosse, die aber kaum Alleinstellungsmerkmal haben und meist auch keine große Taktik erfordern - es sind einfach Klon-Gegner, die ein wenig mehr aushalten als sonst (ein Bosshealthmeter gibt es übrigens nicht)
  • im Fluchmodus könnt ihr ein wenig mit Feuer rumspielen (Feuerbälle und Flächenfeuer), bringt aber nicht viel, außer bestimmte Wände zu zerstören, die auch noch hilfreich blinken = keine Rätsel)
  • alle Gegner sind als Zombiemodell auch in der Höllenwelt anwesend, können aber da nichts spezielles
  • enttäuschendes Finale


Fazit:
Unterm Strich ist "The Cursed Crusade" schlichtweg belanglos. Seine Existenz sollte geleugnet werden, da es Götteslästerung in absolut endgültiger Form ist. Unheimlich langweilige Geschichte, unheimlich langweiliges Klon-Spielprinzip in jedem Level, Klon-Gegner noch und nöcher, nichts zu entdecken, immergleiches Umgebungssetting, wahnwitziges Zerbrechen-System der Waffen, nervige Zwang-Finisher, das Spiel viel zu leicht werden lassender Fluchmodus, der irgendwie nicht ins Spiel passt und keinerlei Abwechslungsbringer (wie z.B. Rätsel). Dazu noch die im Loop daherdudelnde Musik machen deutlich: bloß die Pfoten weg von diesem absoluten Reinfall der Computerspielgeschichte.

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