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Sonntag, 18. September 2011

Hard Reset




Kalkulierter Erfolg x3 ?

Wie aus dem Nichts erscheint ein neuer Ego Shooter. Man nennt ihn "Hard Reset" und seine Kunst ist es als Nobrainer auch ohne viel Story mächtig Spaß zu machen. Wer sitzt als Verantwortlicher dahinter? "Flying Wild Hog" nennt sich das frische Entwicklerstudio, das sich aus Programmierern von "CD Project" (The Witcher 1 & 2), "People Can Fly" (Painkiller, Bulletstorm) und "City Interactive" (Sniper: Ghost Warrior & ganz viele sonstige Gurken) zusammensetzt. Ein Mega-Ding, könnte man meinen. Wie es jetzt um das 28 €-teure Steam-Game steht, lest ihr in den folgenden Zeilen.



Nach allen Regeln der Kunst

Am allerdeutlichsten wird es nach den ersten Minuten, dass "Hard Reset" sich ganz wie "Painkiller" spielt: hier und da kommen Gegnerscharen auf euch zu, ihr habt geballte Feuerkraft von zunächst erstmal 2 Waffen und müsst nicht nachladen. Die Levels sind vom Wegdesign her gut gebaut, aber insgesamt stur linear - damit ihr dabei nicht die Übersicht verliert, gibt es einen HUD-Marker am oberen Rand, der euch entlang unsichtbarer Waypoints zielsicher an die Hand genommen zum Ziel führt. Ziele sind meist "Drücke Knopf X" und es gibt auch nie ein Rätsel zu lösen. Einzig und allein das Ballern ist die Hauptzutat. Schade, dass "Hard Reset" keine interessante Story bietet: in Comiczwischensequenzen, die die Ladezeit zum nächsten Level überbrücken, wird erzählt, dass du "Major Fletcher" spielst, einen mit Nanoimplantaten verzierter Söldner für einen Konzern namens CLN bist (die Ähnlichkeit mit "Deus Ex" übersehen wir jetzt mal). Die Zukunft ist düster und übergeschnappte Roboter bedrohen die Menscheit. Du sollst sie aufhalten - doch nicht alles ist so wie es scheint. Sowohl die Erzählweise als auch die Charaktere im Spiel bleiben dünn - nach ungefähr 5 Stunden endet das Spiel auch unerwartet abrupt nach gerade mal 2 dicken Endbossen, die keinerlei große Taktik erfordern. Jedoch machen das Spiel einige Sachen ganz besonders aus...



Die Quintessenz

Der Spielablauf ist nämlich äußerst flott - die Sounds der Umgebung, des Verschrottens von Blechbüchsen und das Hineintauchen in eine glaubwürdige Blade-Runner-ähnliche Zukunft wirkt. Denn ja: auch die Psychologie von Klängen ist nicht zu unterschätzen - somit macht jedes Aufsammeln und Bedienen von Waffen Spaß bis zum Ende. Allerdings nur, wenn ihr auf "Leicht" schaltet, denn auf "Normal" ist es hin und wieder ziemlich schwer bzw. dauert es nervtötend lange bis selbst die Minigegner in ihre Einzelteile zerspringen. Übrigens: der Schwierigkeitsgrad lässt sich jederzeit ändern - aber nur nach unten. Und das ist dann unwiderruflich. Gegner gibt es leider recht wenig - von kleinem Säge-, kleinem Kamikaze- und kleinem Propellerroboter gibt's lediglich ein wenig größere, die wie Stiere auf dich zurennen und wegrammen oder einfach wild herumschießen. Anhand der Musik weiß man immer, ob noch immer einer in der Umgebung ist - wenn nicht, hört die Actionmusik sofort auf. Auch Objekte zum Aufstocken von Munition, Lebensenergie oder einfach Upgradepunkte machen dank eines farbigen Leuchtens in den düsteren Levels schnell auf sich aufmerksam. Hier und da gibt es Verstecke, in denen es meist mehr Upgradepunkte gibt - und die sind relativ wichtig.
Und zwar könnt ihr durch das Einsammeln dieser eine Leiste auffüllen. Ist diese voll, habt ihr die Möglichkeit Waffen oder euch upzugraden und falls gewünscht neue Waffen zu kaufen.
Aber was heißt "neue kaufen". Ihr besitzt 2 Grundwaffen: das Maschinengewehr und die Plasmawaffe. Kauft ihr jetzt am Upgradeterminal den RPG-Werfer, müsst ihr das Maschinengewehr auswählen und mit dem Mausrad hochscrollen - so wählt ihr zwischen Rifle und RPG-Werfer in Zukunft aus. Die Waffen transformieren sich dann vor euren Augen - sieht toll aus, ist aber manchmal ein wenig blöd, wenn ich für die "Railgun" nun zum "Plasmading" wechseln und von dort aus noch die richtige Waffe ändern muss. Das Problem ist auch: äußerlich lässt sich nicht erkennen welche Waffe das nun genau ist. Mehr anhand des sich ändernden Fadenkreuzes. Richtig eindeutig wird's aber erst, wenn man am linken Rand den Namen der Waffe liest - im Kampfesgetümmel meist schlecht möglich. Da ihr schnell von den Gegnern in die Enge getrieben werdet und schnell das Zeitliche segnen könnt. Zumal das Spiel auch anhand der Framerate unglaublich gerne einbricht, sobald es hier und da nur noch explodiert. Respekt aber trotzdem an die Grafik - hübsch anzusehen ist sie überall. Wenn das Setting jedoch nicht immer nur "düsterer Hinterhof der Zukunft" wäre.
Übrigens könnt ihr die Umgebung zum Zerstören der Gegner nutzen: hier und dort steht ein rotes Fass oder es sind Elektrokästen vorhanden, die Blitze für kurze Zeit absondern.
Ihr habt also immer Möglichkeiten zum Abwehren der kleineren Horden - zumal jede Waffe eine Zweitfunktion besitzt, die allerdings erst freigeschaltet werden muss. Und zwar durch ein Upgrade.
Der Grundspielablauf kurz zusammengefasst: ihr rennt irgendwohin, werdet aufgehalten durch Feinde, ballert alle über den Haufen, dürft erst dann mittels Schalter den nächsten Raum betreten und beginnt das Spiel von vorn bis der Level vorbei ist.



Sonstiges:
  • ihr kämpft nicht nur gegen reine Blechbüchsen, sondern auch gegen Mensch-Blech-Mixturen - aber keine reinen menschlichen Gegner (eine Parallele zu Quake ist nicht ausgeschlossen
  • das viele Geballer und die vielen Explosionen können manchmal die Orientierung verlieren lassen
  • der dritte Talentbaum im Shop - also die Upgrade der Spielfigur - sind meist überflüssig und teilweise auch frech - warum soll ich EXP dafür ausgeben, dass ich sehe von wo der Gegner auf mich schießt? und warum sollte ich das tun, wenn die Blechheini's eh meist direkt vor meiner Birne herumlaufen oder sich dank des grellen Leuchtens von der dunklen Umgebung deutlich absondern?
  • man muss sich durch Medipacks heilen - es gibt also keine Selbstregeneration bei Stillstand - Oldschoolflair (yeah!)
  • dumm: dass man im Waffenmenü neue Waffen kaufen muss und nie finden wird, erzählt das Spiel euch nicht - aber es erzählt, dass ihr da vorne mittels Leertaste das als Treppe angeordnete Hindernis überwinden müsst - eine Farce!
  • Schalter sind wie in Doom 3 interaktiv mit der Maus bedienbar (ein entsprechender Cursor wird dann ingame in dem Minibedienfeld eingeblendet)


Fazit:
"Hard Reset" hat mir viel Spaß gemacht. Obwohl es nur 5 Stunden dauert bis ich das Ende sah. Obwohl der Schwierigkeitsgrad auf "Normal" sowohl viel zu hoch als auch viel zu nervig ist (selbst kleinste Gegner vertragen zuviel). Obwohl die Story total belanglos ist und Fragen offen lässt - ganz zu schweigen vom Comicerzähllook. Obwohl das Levelsetting häufig gleicher Zukunftshinterhofmist ist. Obwohl es wenig verschiedene Gegnertypen gibt.
Es hat einfach verstanden, dass eine gute Grafik, nette Waffen und -effekte, dicke Explosionen, ein flotter Spielablauf, Upgradesystem mit motivierender Upgradepunktesuchsucht und ein guter Sound die Musik macht. Ich brauch' mich nicht ducken oder Rätsel erledigen, wenn ich an einem Nachmittag abschalten will - doof nur, dass es gleich durchgespielt ist und man erschrocken mit dem eiskalten Abspann zurückgelassen wird. Was bleibt ist eine überlange Erstlingswerk-Demo eines Studios, das man unbedingt im Auge behalten sollte. Denn die können mehr, die Jungs. Ganz bestimmt.
Empfehlung: holt euch das Spiel irgendwann für 10 €. Erwartet aber nichts, dann werdet ihr gut unterhalten.
Alle anderen: Finger weg!

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