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Sonntag, 18. September 2011

Warhammer 40k - Space Marine




Neue Trampelpfade?

Einigen wird dieses gelbe Logo auf dem Cover von Warhammer 40k - Space Marine bestimmt auffallen. Bei vielen wird das Herz auch höher schlagen - andere befürchten einen zwar gewagten & untypischen, dafür aber fehlerhaften Schritt von den berühmten "relic Entertainment" Studios.
Die Entwickler sind für Spielereihen wie "Homeworld", "Company of Heroes" oder dem Vertreter im selben Warham40k-Universum: "Dawn of War" weltbekannt - und beherrschen die Kunst gute Strategie-Taktik-Spiele zu entwickeln gut.
Nur was ist jetzt passiert? Ein purer 3rd-Person-Shooter kommt da auf uns zu? Wird das etwa ein herber Fehlschlag oder beweisen die Jungs, dass sie auch in diesem Genre Maßstäbe setzen oder sich zumindest unter die überdurchschnittliche Menge mischen?



Story & Gegner

Ihr spielt Captain Titus, einen "Space Marine", was das Cover schon vermuten lässt. Die Space Marines sehen - wie im beliebten Warhammer 40k-Universum bekannt - natürlich ultragenial und heftig in ihren überdimensional großen Panzerrüstungen aus. Dieser Captain Titus möchte gern in die ewig währende Schlacht gegen Orks ziehen. Für alle, die keine Ahnung haben: es sind tatsächlich Orks, wie man sie sich vorstellt: grün, große Zähne, viel Gebrüll, Nahkampfwaffen, aber wie das im 41. Jahrtausend so ist, ballern die teilweise auch. Allgemein wirken sie aber wegen ihrem Steampunk-Charme und ihrer in deutsch absichtlich dümmlichen Sprachausgabe total geil. Da das aber nicht die einzigen Feinde sind, sondern irgendjemand noch eine Verschwörung plant und letztendlich die ebenso bekannten Chaos Marines (wie zu vermuten: optisch ähnlich den Space Marines) auf die Welt herabregnen lässt. Das gilt es zu verhindern. Die Story ist wirklich alles andere als innovativ und leider Gottes präsentiert sie sich auch so - denn dass Spiele langsam wie Filme werden und Filme wiederrum trotz einer blöden Story (man lasse sich mal das Kernziel von "Herr der Ringe" oder "Star Wars" auf der Zunge zergehen...) Erfolg haben können, ließ trotzdem Hoffnung in mir aufkeimen: das könnte doch interessant werden.
Aber bis auf ausschließlich ingame-Sequenzen, die fast durchgängig nur für Gespräche dienen, ist das einschläfernd. Viele gibt es zwar nicht, aber sie tauchen immer mal wieder auf, damit man nicht vergisst, dass es sie hier doch gibt.
Übrigens find' ich es lustig, dass in der fernen Zukunft mit allerlei Laserwaffen usw. die behinderten Orks es tatsächlich geschafft haben zu existieren. Und wer rennt als Space Marine bitte immer mit Waffe in der Hand überall durch die Gegend? Ziehen die auch mal ihre Superpowerrüstung aus oder duschen die täglich im eigenen Schweiß?
Es ist schon alles ein wenig seltsam und man muss das schon mögen - ich find's trotz der Logiklöcher sehr toll. Irgendwie hat das abgespacete Universum etwas. Und ich denke neben den absoluten Fans bin ich mit dieser aufleuchtenden Kleinbegeisterung nicht alleine. Immerhin basiert Warhammer 40k auf einer Pen&Paper-Idee - Rollenspielbrettspiele, wo man mit Würfeln die Attribute wie Verteidigung oder Angriffsschaden für den nächsten Spielzug auswürfelt.
Oder wo sich Fans in Workshops gemeinsam an den Tisch setzen, Figuren aufwendig bemalen oder einfach nur eine Runde spielen auf einem detailliertem Schlachtfeld aus Plastik, das sie sich nicht kaufen müssen, um das zu erleben - das ist Warhammer40k.
Und all diese bunten Farben in ein Spiel zu packen, das dann auch noch der Vorlage entspricht, haben die Entwickler wirklich gemeistert. Neben dem eher gemächlichen "Fire Warrior" von 2003 definitiv ein intensiveres Spiel..



Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten!?

Am auffälligsten ist, dass "Space Marine" von seiner Spielweise her an "Gears of War" erinnert: 3rd Person, Feuerwaffen, jede Menge Deckung und Gegner - teilweise auch Nahkampf mit den berühmten Kettensägenschwertern, per Hechten ausweichen und sonst auch von einer Feindesarena zur nächsten gelangen. Jedoch fehlt dem Spiel ein Kernelement: das Deckungsfeature. Ziemlich doof, da die Feinde auch relativ gut schießen und stets zahlreich antreten. So wird es umso hektischer und frustrierender, wenn eine Horde von Fernkämpfern urplötzlich aus einem Portal heraustreten, die zum Ende hin immer und immer wieder erscheinen und somit auch den relativ niedrigen, aber nie zu unterschätzenden Schwierigkeitsgrad schnell anheben.
Ihr könnt übrigens 4 Waffen tragen, wobei teilweise einige vordefiniert fest bleiben - und andere jedoch gegen andere austauschbar sind. Eine Pistole gehört immer dazu - und wird im Laufe des Spiels dauerhaft durch eine stärkere Variante ersetzt. Nicht so beim Nahkampf, Mittelschweren und heftigen Waffen: die 3 Kategorien haben unterschiedliche Dinge zu bieten: für Mann gegen Mann - Kämpfe bietet sich eine Energieaxt an, wohingegen ein Superhammer schon mehr Schaden austeilt, aber langsamer ist und den Zugriff zu "mittelschwere" und "heftige" Waffen nicht mehr zulässt. Ihr blockiert euch also unnötig selbst, da aufgrund der Wichtigkeit von verschiedenen Waffen es unabdinglich ist für jede Situation bereit zu sein.
Meine Auswahl bestand später aus der Energieaxt für den Nahkampf, ein Scharfschützenlasergewehr für den Fernkampf und eine Energieshotgun für absolute Notfälle. Und genau das hat mir dann nie Schwierigkeiten bereitet.
Interessant zu erwähnen ist, dass Cap Titus 2 Lebensenergieschichten hat: einmal normal Health und einmal einen Schild drüber. Wie man ihn aus Halo kennt.
Der Schild lädt sich stets nach Ruhepause automatisch auf, wohingegen die Lebensenergie nicht einfach so wieder steigt.
Dazu gibt es mehrere Lösungen: entweder ihr sterbt nach einem Checkpoint und ladet neu: alles wieder aufgefüllt.
Oder ihr geht in den Nahkampf, betäubt auf Knopfdruck Feinde (geht auch durch Beschuss) und krallt sie euch dann mit der Aktionstaste - das bringt Lebensenergie. Doof: der Finishing-Move dauert so seine Sekunden. In der Zeit ist man angreifbar, was die Gegner auch knallhart ausnutzen. Also: nie bei hohem Gegneraufkommen einsetzen!
Die beste Alternative ist die Wut einzusetzen. Das ist eine spezielle Phase, in der Titus sowohl mehr Nahkampf anrichtet als auch bei genauem Zielen mit einer Fernwaffe in Zeitlupe geht. Und genau dann lädt sich auch die Lebensenergie langsam, aber dauerhaft auf.
Einmal eingesetzt begibt sich die Wut auf Null - und beendet sich dann wieder. Zwischendurch stoppen könnt ihr sie nicht - nur durch Angriffe auf den Feind wieder aufladen. Somit ist für ein taktisches Element garantiert - sehr schön.

Das hört sich ja auch alles ganz toll an, aber viele Probleme sind zu offensichtlich, um sie nicht zu erwähnen: die Gegnervarianten sind lediglich Orks oder Chaos Marines. Es gibt auch verschiedene Gegnerarten, aber sie werden meist mit dem Holzhammer eingeführt und finden sich immer zwischen massig anderen wieder. Es wirkt wie Serious Sam - bloß ist es trotzdem unbefriedigend. Denn Warhammer verbinde ich nicht mit Massenschlachten. Es fehlt komplett der Gruselfaktor, auch keine Spannung kommt richtig auf - obwohl die kolossalen Bauten teilweise beeindrucken, aber die eigentlich hübsche, aber wenig detaillierte Grafik wieder abschreckt.
Viel zu langweilig sind die Levels immer und immer wieder metallisch designt - es gibt kaum Abwechslung und man kommt sich vor als ob man den Ort niemals wechselt. Man erlebt schlichtweg nix. Dazu kommt noch, dass es so gut wie keine Endgegner außer 2 richtige gibt: 1x den Waaaaaaaaaaaagh-Boss (Ork) und 1x den Chaos Marine "Nemeroth". Die haben dooferweise auch keinen Healthbalken (wo ist sowas eigentlich hin, verdammt nochmal? -.-).
Fordernd sind sie auch nicht - und übrigens verlangen sie auch nicht nach "Quickactions". Buttonmashing ist aber dennoch gefragt - mal bei einem Finisher und einmal bei dem Endboss. Und das ist auch noch ziemlich leicht zu bewerkstelligen. Trotzdem ließ mich das Ende unbefriedigt zurück - doch im Nachhinein hätte auch ein toller Abschluss das Spiel nicht retten können.
Immer und immer wieder bin ich durch die ewig langgezogenen Levelabschnitte gerannt - teilweise gibt es Laufwege, wo einfach nichts passiert. Kein Grusel - nichts zu hören - einfach garnichts! Vor allem Fahrstuhlfahrten oder andere Dinge verlieren sich in der Belanglosigkeit.
Und Collectables?
Höchstens Audiofiles, die unglaubwürdig oder uninteressant sind - ansonsten (vor allem zu Beginn zuviel) Munition.
Apropros: die Sprachausgabe in deutsch ist akzeptabel. Profistimmen wechseln sich ab mit Luschen - und teilweise wirkt es auch ein wenig komisch.
Warum z.B. höre ich zu Beginn schon einen Helm-auf-habenden Space Marine mit einer glasklaren Menschenstimme? Sollte die durch den Helm nicht blechern klingen? Albern...



Ich hau' dir auf's Maul, Space Marine!

Die Orks sind tatsächlich das kleine Highlight des Spiels. Der Dialekt - gut gesprochen, gut nach Ork klingend überzeugte. Auch die Art der Viecher: es gibt kleine, es gibt größere und dann noch die etwas gemeineren und die ganz heftig großen Nahkämpfer. Dann sind da noch mit Sprengfallen beklebte Minialientiere, Ork-Schamanen, die für Gegnernachschub sorgen oder Fernkämpfer (sowohl mit Maschinengewehr als auch mit Mörser). Oder welche, die mit Jetpacks umher fliegen - stets sieht es so aus als wäre irgendwie alles improvisiert zusammengeflickt. Die Orks haben Stil.
Und die Chaos Marines, die später auftreten? Sind heftig! Aber hinterlassen wenig Charakter - insbesondere der Endboss tritt einfach so auf und meldet er ist der Superböse. Das zündet nicht - und dort gibt es ebenso Fern- und Nahkämpfer, obwohl von Ersteren eher mehr. Lediglich Höllenwesen, die aussehen wie kleine Diablo's kommen gefährlich nahe - und ein Chaos Space Marine der heftigen Variante. Trotzdem wirkt das alles wie Orks in einem anderen Figurenmodell.
Schade.
Dazu kommt die Spielzeit von 8 Stunden - welche alternativ aber noch einen Multiplayermodus bietet.
Aber zurück zu einem netten Spielabschnitt, der etwas Abwechslungs in Dauerballern bringt: ein Jetpack. Für vordefinierte Levels gibt es den automatisch - und ohne ihn gehts nicht, mit ihm aber nach bestimmter Zeit aber auch nicht weiter - so wird er dann nach ca. 10 Minuten wieder abgelegt.
Diese vergleichsweise leider kurzen Abschnitte machen aber eine Riesenlaune, da ihr auf Knopfdruck hoch in die Lüfte schießen und gezielt auf den Boden zurückknallen könnt. Der Aufschlag tötet schwache und betäubt starke Feinde - sodass ein Nahkampfangriff folgen kann.
In die Luft sausen könnt ihr ständig - also ist eine gewisse Unbesiegbarkeit mit garantiert.
Und das macht freilich Laune - genauso wie ein montiertes Geschütz abzuschrauben und damit rumzurennen. Zwar hat es nicht unendl. Schuss, dafür aber immerhin eine fette Durchschlagskraft.





Sonstiges:
  • die Steuerung wirkt befremdlich: "Drücke Maustaste 5" hieß es im interaktiven Tutorial, woraufhin ich hektisch danach suchte: an der Seite meiner Maus befand sich die gesuchte Taste, die den Gegner betäuben kann - aber warum nicht einfach alternativ die Taste "F" nutzen?!
  • hier und da fließt hübsch viel Blut, splatterartig wird es aber wie in "Dead Island" vergleichsweise nie - obwohl Körperteile abgetrennt werden, passt es angenehm (auch farblich zum knallenden Grün der Orks) zum "Comic-Universum"
  • manchmal gibt es Szenen mit einem Jetpack, mittels dem ihr sehr hoch in die Luft sausen könnt, um dann zielgerichtet mit einem Überangriff auf den Boden zurückzukrachen und alle umliegenden Feinde entweder zu töten oder zu betäuben - die Abschnitte machen wie vergleichsweise Maschinengewehrpassagen angenehm Laune
  • Wut-o-Meter füllt sich zu rasant wieder auf - ihr seid schnell wieder übermächtig
  • elegant: irrt ihr eine Weile umher und wisst nicht wohin als Nächstes, registriert das Spiel dies und platziert eine deutliche Markierung des nächsten Checkpoints im Sichtfeld 


Fazit:
Woooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooahr!... *räusper* ähm... Entschuldigung...
Warhammer 40k: Space Marine ist eine interessante Entwicklung seitens "relic". Sie haben Grundfeste von 3rd-Person-Shooter-Verständnis bewiesen. Das Ambiente stimmt, die Waffen und die Action stimmen, aber irgendwie passt hier doch vieles nicht so recht. Eine interessante Story, Abwechslungsarmut im Level- & Umgebungsdesign, Rätsel oder andere kleine Auflockerungen fehlen hingegen leider. Die Suppe versalzt hat mir aber die unnötig superlange öde Lauferei & das fehlende Deckungssystem. Es kann einfach nicht sein, dass im Jahre 2011 bei großer Konkurrenz ein Hersteller so einen Fehler bringt, dass man ständig nur doof da steht und wartet bis es mal weiter geht. Oder man rennt - und wartet bis es weiter geht. Warten beim Rennen? Wie bizarr!
Und das überflüssige Gequatsche der undynamischen Cutscenes - schade, "relic" - das könnt ihr doch besser, oder?
Jetzt, wo ihr einmal versucht habt ins 3rd-Person-Universum einzusteigen und das auch vergleichsweise nicht unglaublich schlecht geschafft habt, fehlen noch einige Ausbauten und das nächste Abenteuer ist perfekt. Vielleicht mit Rollenspielelementen? Überrascht uns! Zurück könnt ihr zumindest nicht mehr...

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