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Freitag, 4. November 2011

Battlefield 3


ACHTUNG: Bewertet wird hier nur der Solomodus!



Boom Boom Boom!

Und damit ist nicht der einstige Hit von den "Vengaboys" gemeint, nein - sondern eher eine kurze Beschreibung zu DICE's Battlefield 3, dem neuesten Streich der sich an großer Beliebtheit erfreuenden erfolgreichen Entwickler. Dass aus diesem Spiel aber kein CoD-Klon geworden ist - zumindest im Detail - verrät folgender Test.

Aber zunächst erst einmal zu DICE's Erfolgsgeschichte: alter Ego-Shooter mit beinhartem Schwierigkeitsgrad - sowas haben die Jungs aus Schweden bereits 1999 mit "Codename: Eagle" vollbracht. Ganz klassisch sogar noch mit Health-Face Marke "DooM" als Indikator für "Wieviel Schmerz kann ich noch ertragen?". Ganz bekannt wurden sie aber durch "Battlefield 1942", was legendäre Ausmaße angenommen hat.
Es folgte "BF 2" (2005), "BF: Bad Company 1 & 2", das kostenlose "Battlefield Heroes" oder sogar "Mirror's Edge". Interessant ist hingegen, dass nicht nur Ego-Sachen, sondern auch das "Midtown Madness 3" entwickelt wurde. Oder man hat lediglich an dem Multiplayermodus von "Medal of Honor" (Reboot von 2010) entwickelt.

Soweit ist klar: DICE kann sich Experimente erlauben. Und warum nichtmal eine durchgescriptete Einzelspielerkampagne neben einem unbestritten genialen und vielschichtigen Multiplayerpart einbauen? Das klingt doch gefährlich nach "Call of Duty", oder?
Wird das also ein Fehlzünder wie MoH vom letzten Jahr?



Übliche Verdächtige in schicker Tracht

Die Story von Battlefield 3 ist mir nicht so ganz klar geworden: SSgt Blackburn, ein US-Amerikanischer Soldat befindet sich in Haft und wird von irgendwelchen Beamten verhört. Dabei geht es um irgendwelche Informationen, die er zu irgendwelchen Atombomben hat. Er erzählt aus vergangenen Erlebnissen und diese spielt man dann nach. Diese Cutscenes sind in schicker Rendergrafik und schon hier wird deutlich: die Grafik wirkt ein wenig "dreckig", als würde man durch eine mit Spuckresten bedeckte Linse schielen.
Jedenfalls ist alles komplett und sehr professionell deutsch vertont - durchgängig.
Die Vergangenheitserlebnisse sind aber nicht nur auf "Blackburn" reduziert, sondern spielt man auch noch weitere Soldaten wie beispielsweise "Miller" oder den russischen "Dima". Wer jetzt wo eigentlich was macht und ist, spielt hier allerdings wenig eine Rolle.
Die Story plätschert nämlich so vor sich hin, obwohl sie einen netten Hintergrund hat. Nur muss es an mir liegen oder so: ich stehe auf 90er-Jahre-Arnold-Schwarzenegger-Action-Movies (obwohl heutzutage der Anspruch schon größer sein sollte), doch sowas reicht aus und will garnicht mehr sein: der Plot ist klar und muss nicht durch 1000 Gespräche verzwickt und unnötig langweilig erzählt werden, sodass - zumindest ich - irgendwann abschalte und die Dinger nur laufen lasse, um nicht doch eine plötzlich auftauchende Action-Sequenz zu verpassen.
Und mit "Miller" und "Peterson", "Heinrich", "Wilfried" und "Günther" brauch mir eh niemand zu kommen: ich will doch nicht 10 Namen lernen und identifizieren können, wenn das Spiel eh nach ca. 7 Stunden aufhört. Schade, dass die Story zum Schluss nochmal richtig aufdreht und packende Erlebnisse bietet.
Quasi beginnt das Spiel mit einer U-Bahn-Mission in der Gegenwart, verliert sich dann über die Zeit in der Vergangenheit und setzt dann wieder zum Schluss in der Gegenwart fort. Auch schade: man spielt den Level zweimal (= überflüssig).

Aber die Grafik weiß zu überzeugen: Frostbite 2 weiß als Engine zu gefallen. Details sind deutlich sichtbar, Texturen wirken weich und wie aus einem Guss, die Waffen sehen schick aus und auch ein Schattenwurf (besonders in einem kleinen Waldabschnitt) sind gelungen. Die Animationen laufen ebenfalls butterweich ab und Blendeffekt der Sonne oder Rauchwolken wirken recht realistisch, obwohl der Blendeffekt durch Autos oder andere Dinge manchmal ein wenig übertrieben wurde. Gerade in der Dunkelheit wirkt das stärker. Aber auch das lässt sich "realistisch reden".






Ablauf


Der CoD-Nerd wird hier alles vorfinden was er eh schon liebt: Quick-Actions (hier leider sehr sehr leicht zu bewältigen), allerlei Script-Explosionen und -Zusammenstürze, Fahrzeugsequenzen (meistens aber nur als "Gunner" - mal im Düsenjet, mal im Panzer - bei Letzterem darf man den auch einmal alleine steuern (wow...)), Teamkampf, so einige Waffen, viel Geballer, Teammember-RIP-Tragik und alle diese Dinge.
Leider fehlt es zu Beginn manchmal an heftigen Dauergefechten und man läuft teilweise hier und da nur einfach hin, erlebt beispielsweise einen Scharfschützenangriff und muss auf sein in Zeitlupe herbeirobbendes Team warten oder fährt mit dem Panzer einfach mal querbeet eine Weile weiter bis der nächste Gegner um die Ecke kommt, stirbt und man wieder nichts zu tun hat. Einige solche - besonders Fahrzeugmissionen - fühlen sich sehr gestreckt an. Bieten allerdings beim Düsenjet auch coole Features: sobald man den Helm aufsetzt, hört man alles nur noch gedämpft - man erlebt den Start vom Flugzeugträger aus und benutzt als Co-Pilot Bedieninstrumente. Solche Sequenzen, die meistens Details darbieten, aber auch hautnahe Quicktime-Prügeleien sind ausführlich und ernst gemeint. Hier spritzt nicht unnötig Blut - lediglich wenn jemand getroffen ist als Signal des Treffers.
Hier wird nicht auf unnötige Brutalität gesetzt oder komplett unrealistische Szenarien. Leitern erklimmt man langsam oder Scharfschützen-Beschützerabschnitte enden auch mal ohne viel geschossen zu haben - das Spiel nimmt sich Zeit und entfaltet ganz besonders durch Bilder, die manchmal wie Artworks (zerstörtes Kaufhaus bei Nacht) wirken und einem satten Sound Atmosphäre vom Feinsten.
Die Anlage aufzudrehen und dann sich ins Gefecht zu stürzen, wenn fette Waffensounds erklingen, die Kugeln um die Ohren zischen oder man sich in den Dreck schmeißt mit seinem vielen klimpernden Sachen am Körper ist schon toll.
Einziges Manko: Schienenlevels mit "ans Händchen-Nehm-Devise". Das HUD verrät ständig: "Guck, süßes Hänschen Klein - da vorn musst du jetzt lang .... eeeeeiii... so ist's richtig!". So richtig alternative Wege sind auch nicht möglich, wenn man gerade in einer Stadt unterwegs ist. Sobald man die Spielzone verlässt, wird alles schwarz-weiß und ein Hinweis leuchtet auf: "Bitte kommen sie innerhalb von 5 Sekunden zurück ins Einsatzgebiet." - toll.
Dafür ist man im fernen Osten - aber in einer Großstadt. Auch auf Dächern. Mal auf einem weitläufigen Acker, wo ein Düsenjet einen entdeckt und mit Angriffsflügen aggressiv hin und her fliegt (und man dabei die richtige Seite der Deckung nutzen muss - intensiv gut gemacht mit schöner Musikuntermalung!), mal ist man in einer modernen Villa, im Jet, im Panzer, im Humvee, in New York... aber meist im Nahen Osten.
Schade eigentlich, wo sich das Thema jetzt auch sehr ausgelutscht anfühlt.






Munitionsweihnachten


Dir geht die Munition aus? Die Knarre ist scheiße?
Gar kein Problem!
Battlefield 3 weiß die zauberhaftesten Antworten: zwar kannst du lediglich 4 Waffen tragen, wobei es 2 Hauptgewehre gibt, aber dafür jede Waffe vom gestorbenen Feind aufnehmen. Diese hat meist schon genügend Schuss, ansonsten gibt es verteilt in den Levels Munitionskisten, die automatisch Munition (unendliche Male) verschenken, sobald du dich nur ihnen näherst. Alternativ gibt's an jedem Checkpoint Neuversorgung.
Unterversorgung? Niemals!
Dafür strebt das Spiel zu sehr danach den Drive nicht zu verlieren: und bis auf die Fahrzeugmissionen tut's das auch nicht. Die Kämpfe sind nämlich flott. Man kann unendlich lang sprinten, gezielt über Kimme und Korn ballern und die nicht als unendliche Armee antretenden Klongegner niedermetzeln. Animationen wie "Ducken" oder "Hinlegen" gehen flüssig ins Geschehen über (wenn man rennt, schmeißt er sich förmlich in den Dreck) und auch Hindernisse mit "Springen" zu überwinden, erfolgt in einer lässigen Schwung-Animation, die man aus "Mirror's Edge" kennt. Auch einige Levels erinnern kurz mal mit giftigem Grün an das tolle Jump'n'Run.







Sonstiges:

  • die Grafik ist spitzenmäßig - bis auf sehr eigenartige dreieckig-förmige Schattenwurfsfehler hier und dort (mal weniger, mal ziemlich heftig) - Grafikeinstellungen rumprobiert, Treiber aktuell - komisch!
  • es gibt 3 Schwierigkeitsgrade
  • Charakter hält nicht sonderlich viel aus, heilt sich bei Ruhe aber wie man's kennt vollautomatisch
  • wer zuviel Kugeln eingesteckt hat, stirbt - es gibt keine Kumpanen, die einen wieder vom Boden kratzen
  • Verhalten der Mitstreiter ist glaubhaft und nicht auf "Heroes & Hard Knocks nonstop" getrimmt
  • Zwischensequenzen im Spiel sind stets aus Ego-Sicht und mit Spielgrafik
  • Leichen verschwinden - manchmal direkt beim Draufgucken
  • Kampagnenumfang: 12 Missionen, insgesamt 7 Stunden Spielzeit (höchstens)
  • Teamkameraden agieren vollkommen selbstständig und gut - auf sie aufpassen muss man nicht und sie sind auch ziemlich treffsicher - ebenso wie die Gegner





Fazit:
Wer sich Battlefield 3 kauft, hat bestimmt schon das "Desaster" mit der Origin-Datensammelwut und den verfassungsfeindlichen Spionageaktionen gehört. Da gibt es ja mittlerweile Abhilfe - aber wer sich BF3 kauft, spielt den genialen Multiplayer.
So eine Kampagne ist lediglich nette Dreingabe - und sie wirkt zwar hier und da wie CoD, ist aber anders - und das auf gute Art und Weise. Nämlich "realistischer". Gerade das macht die Sache wertvoll, weil man den Charakteren Glauben schenkt und das professionelle Spiel mit seinen toll designten Umgebungen, dem fetten Sound, den tollen Animationen, der soliden Action und den tollen "Magic Moments" zu überzeugen weiß. Es ist kein Desaster geworden. Wer einmal spielt, möchte so schnell nicht aufhören - glaubt mir!

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