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Freitag, 25. Mai 2012

Sniper Elite V2




Wind berechnen, Weite abschätzen... Luft anhalten uuuuund....

Entwickler Rebellion ist wieder da und liefert uns mit dem noch sehr frischen "Sniper Elite V2" eine Rückkehr ins Nazi-Deutschland mit dem Hauptcharakter aus dem ersten Teil "Karl Fairburne".
Ich selbst hatte erst durch einen Wikipedia-Artikel erfahren, dass dies kein Nachfolger, sondern ein Remake darstellen soll.
Da ich den Vorgänger aus dem Jahre 2005 ja bereits mit Begeisterung zockte und somit wusste was mich hier erwartet, fiel mir während des Testens gar nicht auf, dass hier alte Levels neu aufgesetzt wurden. Und überhaupt... vom Spielumfang her habe ich Teil 1 auch "länger" in Erinnerung. Denn hier seit ihr gerade mal mit 11 Missionen (eine davon = Tutorial) beschäftigt - ein oder zwei Nachmittage und das Ding ist gelaufen. Schade eigentlich, da ich mich richtig auf das Spiel gefreut habe.
Jedenfalls ist es nicht das Einzige, was mich störte, doch dazu gleich.

Um noch schnell das "V2" zu klären: einerseits könnte man annehmen, da es ein Remake ist, handelt es sich hier um die Bezeichnung "Version 2". Man kann aber auch davon ausgehen, dass dies eine (möglicherweise rein zufällig passende) Anspielung auf ein Storyelement ist: die mächtige deutsche V2-Rakete, die es unter anderem in einer Mission zu stoppen / zerstören gilt.
Die eigentliche Story dreht sich um euch: ihr, ein Amerikanischer Elite Scharfschütze, seid im Nazideutschland zur Hochkriegszeit im Jahre 1945 mitten im zerbombten Berlin unterwegs. Eure Aufgabe: 5 Oberhäupter erschießen und die Forscher entweder rekru- bzw. eskortieren oder selbige niederzustrecken.

Das Spiel macht sich nicht viel aus der Story und so werdet ihr zwar vor der Mission fix gebrieft mit einem Monolog des Protagonisten, einer Minikarte vom Gebiet und der Equipmentauswahl - danach geht's direkt ohne Cutscene los. Erzählt wird hier wenig - die Missionen sind beliebig austauschbar.



Genau zwischen die Augen

Das ist aber nicht besonders überraschend, da der Vorgänger - meiner Erinnerung nach - doch nicht anders tickte. Macht aber nix: hier geht's um's Scharfschießen - und genau da liegen auch die Stärken des Spiels.
Sich auf den Bauch zu liegen, mitten im Schutt eines zerstörten Hauses versteckt... den Puls vom hektischen Rennen erst einmal beruhigen... dann durchs Zielfernrohr spähen, das nächste Ziel wie ein Wolf auswählen, beobachten... eventuell auf die beste Gelegenheit warten... DA! Ein ohrenbetäubender Bombeneinschlag in der Nähe, niemand hört was... das ist die Gelegenheit! Hoch zielen, da die Entfernung zu weit ist, die Luft anhalten und.... BUMM!
Wer jetzt die ungeschnittene Fassung hat, kann die unglaublich gut inszenierte Kill-Cam genießen, die die Flugrichtung der Kugel immer aus anderen Winkeln (Zufallsprinzip welche gerade angezeigt wird) verfolgt und bei besonders gut platzierten und weit entfernten Schüssen sogar das Innenleben des Opfers, sprich: Knochen und Organe zeigt während die Kugel sich gerade durch die Schädeldecke bohrt und durch's Gehirn hinten wieder raus kommt - mit einer netten Blutfontäne.
Die perfekte Belohnung für einen sauberen Schuss!
Das mag zwar ziemlich befremdlich klingen für den ein oder anderen - aber gesehen hab' ich so ein System nur in abgewandelter Form in einem Mortal Kombat (PS3).

Doof ist aber, dass, falls ihr den falschen Moment abpasst (oftmals gibt es keine lauten Geräuschsquellen im Hintergrund und euer Snipergewehr kennt keine Schalldämpfer), ihr die deutschen oder russischen Heerscharen anlockt. Da die Levels zwar ziemlich geradlinig, aber gerade in diesem Schlauch durch einige Alternativwege verzwickt ist, kann es passieren, dass von hier und dort euch die Gegner überraschen. Aggressiv und zielsicher schießen sie auch - rennen aber gerne nacheinander ins Verderben - auch wenn bereits an der Stelle schon 3 Kameradenleichen herum liegen. Wenn sie nicht gerade wie bekloppt in Bewegung sind, bleiben sie brav stehen - gerade Männer an MG-Stellungen sehen es partout nicht ein von dieser Zielscheibenposition abzurücken und in Deckung zu gehen.
Dafür gibt's aber mehr Kill-Cams und Punkte. Punkte bringen übrigens nichts außer den virtuellen Schwanzvergleich ;) .
Wenn aber die Kill-Cam Show nach der dritten Mission Überhand nimmt, störte es mich fast schon die Dinger nicht einfach wegdrücken zu können. Oder hab' ich die passende Taste nicht gefunden?



Collectables

Auch gibt's - der Konsolengeneration sei "Dank" - auch Collectables wie in jedem 7ten Ei... äh Spiel. Dass ich wild herumliegende Goldbarren aufsammeln oder Weinflaschen zerballern kann, ist ja gut und schön - aber was krieg' ich denn dafür? Außer (zumindest auf der PS3) sinnlose, aber irgendwie verlockende Trophäen gibt's wieder mal NIX - keine Belohnung in Form einer Sondermission. Zumindest behaupte ich das mal frech - alles gesammelt habe ich zumindest nicht.



Zusatzoptionen des Scharfschützen von "heute"

Da der gute Karl aber auch mit allerlei Feindesmassen zu tun hat, habt ihr IMMER Sekundärwaffen dabei: eine MP und eine Pistole. Ob Letzteres schallgedämpft ist oder nicht, entscheidet ihr vor Beginn oder während der Mission - denn Feindesequipment lässt sich aufsammeln. Auch Kisten mit unendlich Munition oder Muni-Verstecke liefern euch immer wieder neue Kugeln. Wer hier mal keine Kugeln für's Snipergewehr hat, muss sich schon HEFTIG verschossen haben.
Optional ist es möglich auch Sprengfallen (Tellerminen oder Stolperdrähte bzw. Dynamit zu nutzen) - außer in der Tutorialmission brauchte ich diesen überflüssigen Scheiß nicht ein einziges Mal. Panzer lassen sich eh viel lässiger mit einer gut platzierten Kugel aufm Tankdeckel wegsprengen.

Die Missionsaufgaben sind nicht gerade abwechslungsreich. Entweder ihr schieß jemand ab, deckt jemanden mittels Schießen oder zerstört Panzer mittels Schüssen oder sprengt Dinge mit Sprengtaschen, die gern - wer hätte das gedacht - durch eine Kugel aus weiter Entfernung ausgelöst werden. Naja.

Spätestens nach der Hälfte des Spiels stellt sich Routine ein. Auch wenn das Spiel furchtbar gut designt ist - die Grafik, der knackige Sound (lauft mal auf Holzdielen) oder die gute Steuerung überzeugen auf jeden Fall - nervt es mit den immergleichen Szenarien in Berlin. Zerfallene Stadt hier, gleiche Straßenzüge oder lebloses Interieur dort... meine Güte... wie sehr verkommt gute Designarbeit zur Nebensache, weil sich sowieso kaum jemand hinstellt und sich den Kram ansieht. Die Nazi-Propaganda-Poster hatte ich auch schon in der zweiten Mission angeschaut und sah sonst nur noch Wiederholungen in den kommenden Levels.



Assassinate Hitler!

Wer Bock hat, kann sicherlich noch irgendwie an den DLC "Assassinate The Fuhrer" rankommen. Dort müsst ihr halt Hitler erschießen. An sich sehr schön, nur ist die Mission so standardmäßig wie keine andere. Hitler hätte auch locker irgendein Milchbubi sein können.
Irgendwo auf dem Lande, des nachts, angefangen auf einem Bahnhof kämpft ihr euch zu einer bestimmten erhöhten Felsposition, haltet den durchfahrenden Konvoi aus der Ferne auf und versucht Hitler in den Ruinen zu treffen, wenn er gerade von einem Versteck zum nächsten rennt.
Ist er tot, war's das einfach. Einen Ton sagt er auch nicht einmal. Bescheuert?!
Während einer Rede... wo zuerst das Attentat schief geht, mit einer wilden Jagd... und einem kleinen Psychoversteckspiel in irgendeinem finsteren und verwinkelten Bunker... das wäre zum Beispiel wahrlich interessanter gewesen. So verkommt die 10 Minuten Mission zur reinsten Geldmacherei.



Fazit:
Schadeschadeschade. Sniper Elite V2 habe ich anfangs hoch gelobt und bin wild jubelnd durch die Missionen getigert. Doch dann wurde es langsam langweilig - immer das selbe dröge Berlin-total-zerstört-Setting, (fast) nichts außerhalb der Stadt. Es muss sich für einen Sniper im zweiten Weltkrieg ja nicht nur um die Hauptstadt drehen - gibt ja auch genügend andere Orte. Aber auch die nutzlosen Fallen, die fehlende Story und die nicht abbrechbare Kill-Cam nervte mich irgendwann. Nach 11 Missionen ist Schluss - besser ist's. Ein Spiel, das gut designt ist, in dem das Snipern Spaß macht, aber nur im härtesten Schwierigkeitsgrad fordernd ist. Immerhin regeneriert sich der Held von selbst. Sniper Elite V2 hätte mehr sein können, wollte es aber nicht.
Mein Tipp: ausleihen und durchspielen!

3 Kommentare:

  1. Hört sich ja gar nicht so schlecht an. Sniper Missionen in den Shootern spiel ich immer recht gerne und hab mich auch damals sehr auf Sniper Ghost Warrior gefreut, welches aber aufgrund vieler Kleinigkeiten die nicht so passten nach dem einmaligen durchspielen nicht weiter motivieren konnte.
    Ich denke mal wenn der Import auf unter 20€ geht werd ichs mir auch gönnen.

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  2. Und ich war bei Ghost Warrior recht "beeindruckt". Kam wahrscheinlich daher, dass ich von einer unfassbar schlechten Spielgurke ausging - immerhin stecken ja die Polen von "City Interactive" dahinter. Das soll jetzt nicht diskriminierend sein - wir Deutschen kriegen's auch nicht hin Blockbuster aus Amerika zu kopieren, ob Spiel oder Film.

    Erinnerst du dich noch an das Gekreische von den Teammitgliedern in einer sehr späten Mission? Man ist überhalb des Canyons, dein Trupp im Tal... und über Funk kreischt der Teamleader iwas daher, obwohl er es auch hätte in aller Ruhe aussprechen können. Aber nach sowas hatte ich auch während des Spielens nur Ausschau gehalten ^^ Tipp: Hol dir "Wolfschanze 1944" und du lachst dir Pipi in die Augen!

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  3. Und ich wie gesagt bin von einem Knaller ausgegangen. Wirklich schlecht wars ja auch nicht, aber nicht gut genug um es mehr als einmal zu spielen. Die Gegner KI war das schlimmste daran. Die gehen an den Leichen vorbei als wenn da ein benutztes Taschentuch liegt.
    Anstatt Sniper Feeling kam da eher Schießbuden Feeling auf. Optisch wars aber dafür echt ganz gut. Den 2. Teil werd ich wohl auch irgendwann mal spielen, konnte ihn letztes Jahr auf der Gamescom anspielen und er sah noch besser aus. Wenn die Entwickler aus den Fehlern vom ersten lernen sollte es auf jeden Fall mehr Spaß machen wenn ich eine Treppe nicht 100% gerade von vorne erwischen muss und auch mal zwischen Baum und Wand durchgehen kann ohne unsichtbare Wände zu haben.

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