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Mittwoch, 27. Juni 2012

Grotesque Tactics 2




Die groteske Rückkehr

Seit Ende 2011 haben die Fans vom humorigen Taktik-Indie-Überraschungshit die Möglichkeit mit dem depressiv angetouchten Drake und seiner Schar Mitstreiter erneut gegen das Böse zu kämpfen. Anstatt den Fieslingen aus dem ersten Teil gibt's neue im zweiten. Die Story ist austauschbar und in den vielen professionell vertonten Gesprächen zwischendurch konzentriert man sich eher auf den kurzweiligen Situationshumor. Soweit so gut - eine komplexe Story wäre hier auch völlig fehl am Platze.

Doch was macht der Nachfolger vom Entwicklerstudio Silent Dreams denn nun so spektakulär anders?

Die positive Neuigkeit: zum Glück nichts!

Ihr steuert die immer größer werdende Heldentruppe (diesmal mit Neuzugängen wie Deacon, Sweet Violence oder fehlenden Helden aus dem ersten Teil wie den Holy Avatar oder seine Jungfrauen) über Kachelfelder und aktiviert automatisch das rundenbasierte Steuern, sobald ein Feind in der Nähe ist.
Leider ist das Spiel ein wenig von Bugs geplagt, sodass zwar selten, aber immerhin vorhanden das rundenbasierte Steuern selbst dann aktiviert wird, wenn der Feind noch zig Meilen entfernt ist und gar keine eigenen Züge zu verrechnen hat. Auch kann man schlecht die Grundformation der eigenen Truppe ändern, sodass Figuren mit wenig Spielzügen, aber Konzentration auf Nahkampf GANZ hinten stehen und meist mehrere Runden benötigen, um nach ganz vorne zu kommen, wobei die weiter vorne stehende Bogenschützin stets doppelt soweit laufen kann.
Dieser Nonsense im Zusammenhang mit einer völlig fehldesignten Mission machen das Spiel manchmal echt zur verdammten Geduldsprobe.
In besagter Mission müsst ihr einen nicht steuerbaren NPC über einen Friedhof begleiten. Dieser NPC rennt wie bescheuert gleich zu Beginn drauf los - mitten durch Feindesgebiet, nonstop. Das Dumme: sobald er stirbt, gibt's den Game Over Bildschirm. Sobald er aber Feindkontakt hat, wechselt das Spiel in den Rundenmodus. Ihr müsst also SOFORT mit ihr losrennen, alles um euch herum stehen und liegen lassen und im Rundenmodus möglichst der Tussi immer weiter voraus sein und euch selbst stets als erster in die Feindesarmee werfen. Zwar kann man sie heilen, wenn ihr aber zu weit hinten seid und sie gerade von zwei Skelettkriegern mit Spezialangriff begrüßt wird, war's das meist mit ihrem Durchhaltevermögen.
Bis das so recht funktioniert hat, ist die Mission zwei- bis dreimal bei mir gescheitert. War ich da sauer... -.-

Ein anderes Problem ist die verkorkste Kamerasteuerung, die mich wahnsinnig gemacht hat. Es gibt zwei Modi, die ihr wählen könnt: einmal den freien und einmal den Verfolgermodus. Sofern ihr "frei" gewählt habt, könnt ihr zwar hier und da hinscrollen, werdet aber vom System beim Figurenwechsel im Rundenmodus wieder zurückgeworfen. Aber gern auch nicht zur gerade dran seienden Figur, sondern IRGENDWOHIN - teilweise bleibt die Kamera auch dort, wo ihr sie geparkt habt und man merkt gar nicht, dass ein Wechsel von statten gegangen ist. Das reinste Chaos und unsauber programmiert. Auch lassen sich Charaktere meist nur mit mehrmaligem Klicken ordentlich ansprechen oder Items von verstorbenen Charakteren sind nicht bzw. sehr fummelig aufsammelbar.

Anders als im Vorgänger seid ihr gern in mehr oder minder hübsche Dungeons oder Waldgebiete unterwegs. Die Grafik ist zwar allgemein aufgebohrt, aber die Gebiete und Levels trotzdem nicht vielseitiger. Das Spiel habt ihr in ca. 7 Stunden durchgespielt und habt den größten Teil der Zeit in der Dungeon-Zuflucht verbracht - und zwar im Auffinden der einzigen Person, die mit euch ein zweizeiliges Gespräch führen wird und es dann in der Story auch ENDLICH weiter geht. Anfangs macht es noch Spaß, später ist aber teilweise unklar wohin ihr als Nächstes müsst, da das Questbook sich nicht gerade vom Nutzfaktor verbessert hat.

Ansonsten wurde das Inventory mit Kategorien übersichtlicher gemacht - obwohl das es in ähnlicher Form auf EINER Seite im Vorgänger auch gab. Jetzt sind die einzelnen Kategorienabschnitte zwar größer und lassen mehr Platz für Items... da man aber jeglichen Schrott sowieso verkauft, nutzt man nur ungefähr 5% des Platzes. Hirnrissig.
Was aber interessant ist, ist die Tatsache, dass bei jedem Levelaufstieg eure Charakter nicht automatisch an Fähigkeiten gewinnen, sondern ihr sie in einem Fähigkeitenbaum selbst auswählen könnt. Das hält - neben den lustigen Gesprächen - und dem trotz alledem sehr unterhaltsamen Spielprinzip sehr bei Laune.

Schleierhaft bleiben mir allerdings folgende Fakten:

  1. Warum springt mein Antivirenprogramm bitte bei jedem durchgeführten Gameupdate an und erzählt mir was von Malware?
  2. Warum sehen die Charakterbildchen und allgemein die Charaktere jetzt im Großen und Ganzen hässlicher aus als die schicken Comic-Avatare im Vorgänger? Das kenn' ich sonst nur aus irgendwelchen billigen deutschen Spielen und habe den Eindruck, dass allgemein deutsche Programmierer selten den Hübschheitsgrad der Figuren amerikanischer Entwickler hinbekommen... -.-


Fazit:
Grotesque Tactics 2 ist der erwartete Nachfolger für all die Fans des ersten Teils. Alte Probleme werden durch neue ausgetauscht. Die Kamera ist ein Graus, die Autoumschaltung in den Rundenmodus klappt manchmal nicht ganz, einige Quests sind etwas unglücklich geworden und das allgemeine Abklappern jedes NPCs in der Zuflucht nervt auf Dauer... dafür ist das Spiel wieder einmal sehr lustig und bietet Suchtpotenzial. Zwar gibt es immer noch keine Rendersequenzen und die Charaktere wurden alle hässlicher gemacht... aber vielleicht haben die Entwickler ja mal irgendwann soviel Geld und Elan beisammen aus der Marke etwas Professionelles zu machen.

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