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Dienstag, 14. August 2012

Memento Mori 2




Gedenke des Todes!

Knapp 4 Jahre ist es her, dass sich nun etwas in der "Memento Mori"-Point & Click Adventure Reihe tut und ein Nachfolger erscheint: im Juni diesen Jahres war es soweit und Rätselfreunde und Freunde spannender Kriminalgeschichten sollten hier ihre erneute Erfüllung bekommen.


Während ich den Vorgänger spielte, nervte mich damals die außerordentliche Trägheit der Animationen, die man sich immer und immer wieder - ohne sie abbrechen zu können - komplett reinziehen musste. Außerdem war es eines meiner Hassreviews damals (auf gamezone.de) - die Geduld mir stundenlang nicht knackige und viel zu ausführliche, meistens inhaltstrockene Gespräche in Komplettlänge reinzuziehen oder der Spielfigur beim Bewegen genüsslich zuzuschauen, fehlte mir dort leider.

Memento Mori 2 fängt dabei aber gut an: ihr spielt zunächst Max, der sich mit seiner angetrauten Lara auf Hochzeitsreise in Südafrika befindet. Doch wie der Zufall es will, bekommt Lara von Interpol einen Anruf - und es geht für die zwei Spezialisten einem Kunstdiebstahl auf den Grund. Doch plötzlich verschwindet Max inmitten der Untersuchungen, Lara kehrt zur Interpoltbasis nach Lyon zurück und macht seltsame Entdeckungen in dem Fall, der sogar bis nach San Francisco seine Kreise zieht.

Obwohl es hier und da mal Leerläufe gibt, weiß die Geschichte zu unterhalten und war so spannend, dass ich sie mit meiner Freundin zusammen genoss und wir miteinander fleißig gerätselt haben.
Eine ansehnliche, für ein P&C-Adventure ungewöhnlich hardwarefressende, 3D-Engine sorgt für hübsche Grafiken, der 2D-Blickwinkel für gewohntes Retrofeeling.
Ihr steuert Lara komplett mit der Maus, am oberen Rand ist das Inventar, Hotspots lassen sich auf Wunsch auch anzeigen.
Was dem Spiel aber fehlt, zumindest grafisch, ist eine saubere Ausarbeitung der Figurengesichter beziehungsweise der Animationen. Stockensteif bewegen sie sich meist oder gucken mit einem Blindenblick in irgendeine Richtung - und auch, wenn Lara den Zeigefinger der unaufhaltsamen Wichtigkeit durch die Lüfte schwingt, muss man sich eher das Lachen verkneifen als gespannt bei der Sache zu bleiben. So erzielt die Grafik also nicht gänzlich ihren positiven Effekt.



Rätselsache

Kernelement eines jeden P&C's ist aber eindeutig das Rätseln. Gegenstände korrekt zu kombinieren und andere Minispielkopfnüsse zu knacken. Doch Vorsicht!
Bei Memento Mori 2 dreht sich alles um Polizeiermittlungen. Hinweise finden, sie in Gesprächen korrekt ansprechen und sogar, meiner Meinung nach völlig uninteressanterweise, die einzelne Fallbewertungsstatistik hochtreiben. WHOT? Ooooooooh ja - hier gibt's Prozente wie gut ihr abgeschnitten und was für Hinweise ihr gefunden habt.
Das hat auch Einfluss auf die Endsequenz - ganz besonders aber die Entscheidungen, die ihr an Schlüsselsequenzen des Games treffen müsst. Reicht ihr die Kündigung ein oder arbeitet ihr brav weiter? Glaubt ihr an Übernatürliches oder seid ihr eher der Logik ergeben?
Ich kenne allerdings nur zwei Enden - dank YouTube und meiner eigenen Leistung.
Abgebrochen hätte ich das Spiel aber hier oder da fast - was dem häufig unspannenden Ermitteln und Tatort-Untersuchen zugrunde liegt. Dann wurde es aber doch direkt wieder spannend und man konnte kaum aufhören weiterzuspielen.

Die Rätseldichte orientiert sich wenig an Itemkombinationen, die meist simpel sind, aber viel an Nahbetrachtungsweisen, Pingeligkeit und drehbaren Ansichten. Schwerer sind da doch die Minispiele, in denen ihr ausgedruckte Folien auf einem Projektor richtig hinlegen müsst, um so an eine wichtige Nachricht zu kommen. Außerdem sind Gasventile richtig zu schalten, eine bestimmte Indizreihenfolge zu bestimmen oder Fingerabdrücke mit Teilabdrücken zu vergleichen. Das alles ist nicht immer leicht, kann schnell aufhalten und ist vor allem wegen einer fehlenden Ingame-Hilfe recht nervenauftreibend.
Der Blick in die Lösung muss aber sein - da man ja keine falsche Entscheidung treffen oder seine Inkompetenz wegen teilweise schwerer Hinweise unter Beweis stellen möchte.

Gut ist aber, dass Gesprächsthemen, die bereits besprochen oder Hotspots, die bereits untersucht wurden, ausgegraut werden.

Schwachsinn ist aber, dass ein Doppelklick meist nicht hilft und die Charaktere doch lieber im einschläferndem Trott daherwatscheln. Außerdem fällt hier besonders auf, dass Lara gern an der richtigen Stelle stehen will, um danach erst mit jemanden quatschen oder etwas tun zu können. So justiert sich die Dame auffällig oldschoolig erst durch häufige Drehbewegungen an den "perfekten" Ort, um dann mit den gewünschten Aktionen fortfahren zu können.
Das ist schlichtweg albern und unnötig - aber Gott sei Dank beschränkt es sich auf ein Minimum. Der Nachfolger wirkt also nicht mehr ganz so lahmarschig wie der Vorgänger.



Fazit:
Memento Mori 2 ist ein zweischneidiges Schwert. Das Game besticht durch eine für ein P&C ungewöhnlich aufwendige und hübsche Grafik, reduziert sich selbst aber viel zu häufig zur brachialen Ermittlungsschiene als zum konventionellen Rätseln. Die Kopfnüsse sind als Minispiele zwar recht anspruchsvoll und knackig, verkommen aber außerhalb eher zur simplen, wenn auch akribischen Detailarbeit, was nicht unbedingt hätte sein müssen. So löst man einen Papierstau im Drucker, indem man heftig die Ansicht dreht, spezielle Druckerschalter findet und bedient, um danach erst eine Klappe zu öffnen, den Toner auszubauen, etc. etc..
Ein Glück fordert Memento Mori 2 mich nicht auf bei einem WC-Besuch den eigenen virtuellen Hintern abzuwischen - man ahnt gar nicht wie es spielerisch hätte komplizierter sein können. ;)
Die Story ist spannend, wird in der Mitte aber leicht ausgebremst. Entscheidungen und Punkteverteilung für den eigenen Ermittungserfolg stören aber dabei den Spielverlauf.

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