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Samstag, 25. August 2012

Prototype 2




New "hero", same old story?

Den Titel "Prototype" augenblicklich mit "übertriebener Gewaltdarstellung" gleichzusetzen, ist kein großes Wunder - zumindest erfreuten sich Begeisterte (wie meine Wenigkeit) 2009 am Open-World-Action-Titel mit Antihelden Alex Mercer, aus meiner Sicht, gerade an den brutalen Nahkämpfen, den coolen übernatürlichen Fähigkeiten (gerade die Gestaltsänderung war unglaublich klasse) und der Tatsache, dass man von der Regierung gejagt wird - ja quasi ein gefürchteter "Predator" im Großstadtdschungel ist.

Anders als vergleichbare Hochglanzhelden wie Spider-Man oder Batman hatte man da ganz schön Dreck am Stecken, zwar unwissentlich, aber scheinbar hat Mercer, der in Teil 1 herausgefunden hat selber an einer mit einem biologischen Virus infizierten Stadt Schuld zu sein, einen kleinen Knacks wegbekommen und ist nun im bereits im April 2012 auf Konsole veröffentlichten Nachfolger nicht mehr die Hauptfigur. Wie auf dem Cover zu sehen spielt ihr nun Sergeant James Heller, der Jagd auf Alex macht, ihn im Prolog gegenüber steht, gegen ihn kämpft - aber niedergestreckt und ebenso infiziert wird. Was wäre schon ein Prototype-Nachfolger ohne mindestens dieselben coolen Fähigkeiten?

Was Mercer allerdings vor hat und ob Heller's verstorbene Frau und Tochter noch am Leben sind, dürft ihr selbst erfahren. Das Spiel liefert übrigens öfters Schwarz-Weiß-Rendercutscenes ab, die im Grundstil stark an Sin City erinnern. So sticht beispielsweise die Innenseite von Heller's Kapuze in starkem Rot hervor - genauso wie allgemein irgendwo Blut. Selbst spielt ihr nicht in diesem Grafiklook, bekommt ihn aber zu Gesicht, wenn ihr nur noch wenig Health habt.

Bevor ich euch nun aber ins Gameplay mit hineinbegleite, möchte ich noch einen Hinweis zum Entwickler, Radical Entertainment (vortrefflicher Name in Punkto Gewaltgrad des Games) geben: RE ist bereits seit 1992 im Gamingbusiness dabei und hat anfangs auf dem NES Spiele wie "The Terminator" oder "Wayne's World" entwickelt und viele Erfahrungen von SEGA Genesis, über SNES bis hin zu allen möglichen Last- und Current-Gen-Konsolenspielen mit einer großen Genrebandbreite.
Was das Team aber bis heute nicht kann, ist gute Geschichten zu erzählen. Heller's gefühlt zu kurze Reise durch drei Stadtabschnitte dauert gerade einmal 3 Nachmittage und ließ mich nicht gerade superglücklich zurück. Die Story wird abrupt beendet und lässt Platz für einen Nachfolger - aber tiefe Einblicke in irgendeine Art von Charakter solltet ihr nicht erwarten - hier wird keine Figur zu einem interessanten Komplex aus Wünschen, Trieben und sonstigen besonderen Eigenschaften ausgebaut, sondern lediglich eine klassische Good-VS-Evil-Konstellation hingeknallt.

Gerade bei den qualitativ hohen Zwischensequenzen und dem grafisch recht ansprechenden Stil ist das relativ schade.



Sometimes satisfying as hell and sometimes boring as shit

Wenn ihr all eure Erwartungen an überaus geniale Neuerungen zurückschraubt, seid ihr im Allgemeinen restlos gut beraten. Heller steuert sich exakt wie eins Mercer. Ihr rennt auf Wunsch Häuserwände hoch, breitet eure Arme zum Gleiten aus, springt mächtig weit, schnappt euch Personen, nehmt durch Absorbierung deren Identitäten an und spielt ein wenig Chamäleon in der gegnerischen Basis.
Falls ihr mal auffliegt, wird zwar ein Einsatzkommando ausgesandt, das euch niederstrecken will, aber spätestens nach den ersten Upgrades werdet ihr denen locker in den Straßenschluchten mit Karacho entkommen können. Wenn die Luft rein ist, verwandelt ihr euch einfach und wartet bis eure alternative Identität vom Verdachtsfaktor wieder abgeklungen ist. Auch könnt ihr eure Klauren und sonstigen Nahkampfwaffen auf Wunsch ein- oder ausfahren - was man auf der Flucht und vor einem Kampf natürlich nicht vergessen sollte, ansonsten steht ihr einfach mit oder ohne da und wundert euch, warum ihr wenig Schaden austeilt oder der Feind euch noch verfolgt.

Cool sind wie zu erwarten die besonderen Fähigkeiten Heller's. So könnt ihr eure Klauen ausfahren und flinke Attacken ausführen, mit der Peitsche nervige Helis ausschalten oder mit den Mammutfäusten ordentlich draufhauen - für die linke Maustaste wählt ihr die eine, auf der rechten Taste die andere von insgesamt fünf aus. Erweiterbar sind sie ebenso - dazu wird auf der Karte, durch Zufall, ein Feind angezeigt, der euch - je nach Gegnertyp - eine Fähigkeit verbessert. Ihn zu besiegen bzw. einfach nur zu absorbieren geht meistens flink und ist - wie andere Upgrades auch - natürlich überlebenswichtig. Auch im Schwierigkeitsgrad Normal, der im Prinzip recht einfach ist, ist es trotzdem nicht zu vernachlässigen auch für den nächsten Zwischen- oder einfach den Endbossfight gut vorbereitet zu sein.
Durch Erfüllen von Haupt- und Nebenmissionen gelangt ihr an massig Erfahrungspunkten, die meist mit einem LevelUp daherkommen, der euch Zugang zu schnellerer Fortbewegung, mehr Health, effektivere Regeneration oder bessere Special Abilities gewährt. So könnt ihr einen heftigen Devastator-Angriff ausführen, der mit viel Schaden und Angriffsfläche glänzt, aber auch Masse, das Äquivalent zu "Mana", verbraucht. Später könnt ihr noch ein Rudel Brawler, also Infizierten-Monster, herbeirufen und besitzt somit sogar teilweise die Fähigkeit die Feinde zu kontrollieren.
Das Game fühlt sich im Allgemeinen wirklich wie ein Superhelden-Spiel an, weil man sich tatsächlich unaufhaltsam stark fühlt - Autohealing gibt's zwar nur außerhalb des Kampfes, man sollte aber trotzdem immer auf seine Lifebar aufpassen - falls dem mal nicht so ist, legt das Spiel genügend fair gesetzte Checkpoints an. Ihr seht also in jedem Fall den Abspann.

Was das Spiel allerdings schlecht macht ist der Kern an sich, also das Wichtigste überhaupt: die Missionen gleichen sich quasi wie ein Ei dem anderen. So müsst ihr immer irgendeine Identität annehmen, um so an Infos zu gelangen, müsst hier Monster ausschalten oder da etwas verteidigen. Falls es überhaupt mal in ein Gebäude geht (die Armut an Innenlevels war schon im Vorgänger einer meiner großen Kritikpunkte), sehen diese Innenareale alle gleich aus. Auch kann man die Stadt irgendwann nicht mehr sehen, weil quasi alles nach symmetrischer Großstadtschlucht aussieht - da helfen auch nicht die anfängliche Ruhe im Südwesten und die Zerstörung und Massenschlachten zwischen Infizierten und Soldaten im Norden der Stadt. Ein Einsatzgebiet ist quasi dem Folgenden identisch. Und das gleiche Prinzip trifft auf die Zwischengegner zu - wird einem ein neuer vorgestellt, durch den man auch die nächste Spezialfähigkeit erhält, folgen in der nächsten Mission gleich zwei, später dann fünf auf einmal. Niemand ist was Besonderes außer der Final Boss - sowas gibt es im offiziellen DC- und Marveluniversum nicht. Jeder Held hat immer mehrere besondere Gegenspieler, auf die man sich freuen darf. Batman den Joker, Bane und Freeze - Spidey den Scorpion, Rhino und Goblin.
Von den Nebenmissionen, wo eine generischer und hirnloser ist als die andere, ganz zu schweigen. Die Missionen sind auch lediglich dazu da seine Fähigkeiten weiter aufzupeppen - mehr nicht. Kaum Backgrundinfos, kaum einzigartige Ministories. Irgendwann ließ ich sie außer Acht, weil 10% mehr Schaden mit Wurfangriffen oder Ähnliches nicht mehr verlockend genug war und ich meine dadurch gewonnene Zeit lieber ins nächste Game investieren würde.

Was dem geneigten Detailliebhaber auffallen wird, ist die Tatsache, dass bei all der grafischen Rafinesse auch irgendwo gespart wurde. Zwar fällt das in all der Action nicht weiter auf, aber schaut doch einfach mal in sagen wir 10 Zivilfahrzeugen hinein und vergleicht die am Steuer Sitzenden. Oder schnappt euch einen Passanten und lauft mit ihm eine Wand hoch oder quer entlang und begutachtet die wundervollen Animationen.
Auch ist - für den PC - die Steuerung anfangs gewöhnungsbedürftig. E zum Greifen, aber auch zum Waffen aufnehmen. 3 gedrückt halten, um die Nahkampfwaffenauswahl zu treffen. R ist zum Anvisieren da, aktiviert dazu eine zu kurze Zeitlupe, um eine Auswahl zu ermöglichen und das Fadenkreuz an sich ist auch viel zu weit oben angelegt (ähnlich: Iron Brigade). V aktiviert den Devastator, B ruft Monsterverstärktung, C endsendet diese, STRG blockt und überhaupt und achherrjemine.

Was aber positiv hervorzuheben ist, sind die Collectables - zwar sind sie nur zusätzliche Spielzeitverlängerungen und geben fast nichts Neues zum Storyhintergrund frei, belohnen den Spieler aber mit zusätzlichen Upgrades. Sie sind also nicht nur für Achievement-Hunter ein gefundenes Trophy-Fressen, sondern werten auch die eigene Spielfigur auf.

Die Online-Elemente des Games wurden von mir nicht näher durchleuchtet, sind aber scheinbar nur minimalistisch und legen sich lediglich auf Bestenlisten-Vergleiche fest. Mit- oder Gegeneinander in der Großstadt umherspringen ist nicht.



Fazit:
Prototype 2 ist leider nur ein minimal verbesserter Nachfolger: die Cutscenes werden in schicker Rendergrafik und nettem Sin City Stil präsentiert, liefern aber keine Story mit Tiefgang, sondern nur eine klassische Abrechnung mit dem Bösen, das dem Helden Frau und Tochter genommen hat. Auch flucht Heller zwar ganz witzig herum, wirkt aber als stamme er aus der Gosse und nicht wie jemand, der vor Kurzem noch ein Sergeant war.
Trotz ein wenig überladener Tastatursteuerung ist das Umherspringen und Zerlegen von Feinden echt befriedigend - leider tut aber das langweilige, sich immer wieder wiederholende Missionsdesign von Haupt- und Nebenaufträgen dem Spaß einen Abbruch. Zwar ist's cool auch mal gegen ähnlich begabte Shape-Shifter zu kämpfen - wirklich prickelnd sind diese aber nicht und irgendwann auch nicht mehr einzigartig, sondern ohne Seele endlos kopiert.
So bleibt leider unterm Strich ein Spiel, das man nicht unbedingt aus Österreich wegen dem Gewaltgrad importieren muss. Kennt man den Vorgänger, kennt man den Nachfolger.

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