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Montag, 17. September 2012

Black Mesa (Special)

Bildquelle

Was lange währt,...

...exakt! Die komplett kostenlose Half Life 2 Source-Mod namens "Black Mesa" ist seit diesem Freitag (14.09.12) endlich nach vielen Jahren Entwicklungszeit released worden. Aber keine Angst, der liebe Patrick fängt jetzt nicht an wie wild auf seinem Blog auch noch irgendwelche inoffiziellen und ach so kleinen Mods zu präsentieren. Black Mesa ist nämlich mehr als das! Was denn nun genau? Ein ziemlich aufwändiges Fan-Remake von Half Life 1. Doch gab es nicht bereits etliche Jahre zuvor eine Half Life 1 Source-Mod?

Ach, wer ist denn da im anderen Waggon?
Ja, richtig! Das Problem an der Sache: dort wurde die Grafikengine beim Ursprung belassen. Lediglich die Menüoberfläche und Physikengine der Feinde wurde implementiert - eventuell noch ein paar andere Dinge. So genau weiß ich das nicht da ich lediglich von Let's Plays meine Eindrücke her schildern kann und nie wirklich Bock auf so ein halbgares Modprojekt hatte.

Schließlich ist es was ganz Besonderes, wenn genau aus diesem Grund sich die Hobbyentwickler von Black Mesa seit 2004 an die Fertigstellung dieses Traumprojektes rangemacht haben - und man letzten Endes viele positive Überraschungen erlebt. Warum ich in Zukunft nur noch Black Mesa zocken will, wenn mir mal wieder nach HL1 ist, erfahrt ihr jetzt!

Bevor das eigentliche Spiel aber losgeht, müsst ihr euch (am besten von Chip.de) den 3,1 GB großen Installer runterziehen. Zwingend erforderlich ist außerdem noch Steam selbst und ein Source Developer Kit, was aber automatisch via Steam beim ersten Startversuch der Mod gedownloadet wird. Während des Test-Lesens können all diejenigen, die die Mod noch nicht haben, sich bereits ans Herunterladen machen.
Außerdem möchte ich euch darauf hinweisen, dass ich bei all den gemachten Screenshots gar nicht wusste welche ich favorisieren sollte und fügte einfach alle in meinen Test ein, die eine Existenzberechtigung erhielten.
Noch dazu kommt, dass sie von oben nach unten chronologisch gehalten wurden - wer also Eindrücke aus dem späteren Spielverlauf erhalten oder mit seinen Erinnerungen vergleichen will, scrollt einfach weiter runter.
Offensichtlich!

Nun aber zum eigentlichen Spiel.
Mit Spannung erwartete ich meine ersten eigenen persönlichen Eindrücke. Bisher nur mit Bildern versorgt und absichtlicher Vermeidung allen Gameplayvideomaterials stürzte ich mich in die berühmte und jedem HL-bekannte Bahnfahrt, in der sich der wortlose Gordon Freeman zu seinem Arbeitsantritt in der Forschungsanstalt "Black Mesa" macht.
Allein schon die Blicke aus dem Fenster lassen unheimlich viel Flair, Liebe zum Detail und nachgebaute markante Szenen entdecken. Da stampft der riesige mehrbeinige Arbeitsroboter durch die Hallen unterm Bahnwaggon hindurch, dort entdeckt man bereits das erste Mal den mysteriösen G-Man oder stellt fest, dass die den Helikopterlandeplatz schmückende Umgebung viel detaillierter und innovativer als im Original ist.
Und genau diese Tatsache wird zum Markenzeichen dieser umwerfenden Mod auf Höchstniveau.
Nicht nur das (fast) gesamte Spiel mit all seinen charakterisch-einzigartigen Schauplätzen wurde nachgebildet, sondern viel mehr als das.
Teilweise gibt es gefühlt neue Wege in den einzelnen Levels, wenige, aber trotzdem vorhandene aus Half Life 2 bekannte Physikspielereien sind dabei und nachgebaute, aber nicht aus HL 2 übernommene Waffenmodelle wissen zu begeistern.
Das erste Mal die nun viel schickere MP in den Händen zu halten ist ein richtig gutes Gefühl - oder Freeman dabei zuzuschauen wie er weigerlich seine Hand in die Hivehand (Alienwaffe mit unendl. Munition) steckt, um sie anschließend bedienen zu können, ist ein einzigartiger Moment.
Weder wurde hier Copy and Paste betrieben, noch ist ein 1-zu-1-Levelnachbau aus der Klonfabrik zu finden (das Resultat wären selbst bei der noch immer hübschen Source-Engine einfach nur viel zu breite und sehr leere Forschungsräumlichkeiten).

Auch ist mir aufgefallen, dass nun mehr NPC-Dialoge aufzufinden sind - ob durch Story-Trigger ausgelöste Pflicht-Audio-Sequenzen oder einfach nur in non-linear befindlichen Extraräumen, in der sich Doktoren oder Security Guards aufhalten / verstecken. Die Sprachausgabe ist Englisch, die Untertitel sind aber in ein gutes Deutsch übersetzt worden, mal von kleineren Rechtschreibfehlern abgesehen. Noch dazu kommt, dass man so oft jemanden mitnehmen kann, der dann mit ebenso geballter Waffenpower mitkämpft. Hervorzuheben ist, dass die Side-Charaktere auch einiges aushalten, in Deckung gehen und sich nicht einfach nur realitätsfern in die nächste Feindesüberzahl stürzen.
Auch hat mir gefallen, dass sie nach einiger Wartezeit von Freeman einen Kommentar abgeben oder zu aktuellen Anlässen stets nachvollziehbare Gedanken pflegen oder auf aktuell sichtbare Geschehnisse reagieren. Insgesamt ist man aber dennoch die meiste Zeit typischerweise alleine unterwegs - schließlich kann man die unakrobatischen Klon-Charaktermodelle nicht überall hinlocken.


Da wären wir auch beim nächsten Punkt: Half Life 1 war 1998 der wahre Knaller unter den Shootern.
Wo es zu der Zeit nur Hau-Drauf-Action Marke "Doom" oder "Duke 3D" und all den anderen straighten Ballereien im Shooterbusiness gab, verblüffte Half Life zwar nicht durch eine coole Story (Forschungsanstalt baut Mist, Portal zur Alienwelt wird geöffnet, Aliens verwüsten alles, Gordon muss da raus!),
aber wohl durch eine sehr gute KI, die sich teilweise auch zurückzieht, ein sehr geiles Leveldesign, das oftmals zwischen kleineren Rätseln, viel raffinierten Geschicklichkeitseinlagen und den klassischen Ballerein abwechselte.
Na? Erkennst du sie wieder?


Darüber hinaus glänzte es zu seiner Zeit mit einer langen Spieldauer und einer attraktiven Grafik. Zwar waren die Levelabschnitte optisch nicht die abwechlungsreichsten und die Waffen allgemein bekannter Standard (bis auf ein paar - leider erst später auftretende Ausnahmen), aber das störte niemanden.

Und bei all den Features, die ihr hier auch in Black Mesa findet, gibt's natürlich eins, was nicht fehlen darf! Wenn man mal an das vergangene Jahrtausend zurück denkt... was gab es da noch nicht? Richtig!

Auto-Healing - und so müsst ihr hier wieder brav nach Medipaks /-stations und entsprechenden Anzugsupgrades Ausschau halten. Obwohl gerade die Soldaten übermächtig zu sein scheinen und euch sogar aus weiterer Entfernung sofort bemerken und dazu noch punktgenau treffen, gibt es immer - auch für Low-Health-Kandidaten / mit 1 HP - einen Ausweg. Und das ist es was das Gameplay so befriedigend macht.
Das Eis ist mir neu...
Zwar erhält man leicht und oft Schaden, wird aber beispielsweise durch Erkunden aller umliegenden Wege / Sackgassen oder dem Zerstören von Holzkisten (Lieblingsbeschäftigung!) mit Entdecken von zusätzlicher Ausrüstung belohnt.
Dauerhafte Upgrades gibt's nicht - genauso wenig verblüffende Zwischensequenzen oder Ähnliches. Hier trefft ihr erneut auf Oldschool - und zwar in innovativem Gewand. Auch trotzdessen eine Achievement-Funktion ihren Weg ins Endprogramm gefunden hat.

Fällt realistisch zusammen.
Sehr positiv sei außerdem noch zu erwähnen, dass der Soundtrack neuartig ist und außerordentlich zu überzeugen weiß. Meist in neuen Kapiteln wird ein neues Stück in Komplettlänge eingespielt - und rockt meist passend zur Umgebung richtig die Bude. Ein Soundtrack, den man erwerben sollte.

Was aber nicht ganz so gut in Black Mesa gelungen ist, ist der altbekannte "Duck Jump", in dem man zuerst hüpft und anschließend via Crouch die Beine einzieht. Selbst in Counter Strike wurde er gern zum Verwenden einer Art Räuberleiter oder auch regulär gerne benutzt. Wichtiges Merkmal war, dass man echt das Gefühl bekommt, dass man sich in der Luft duckt und zu auf schwierig zu erreichende Kisten kommt.
Valve steht nicht drauf, dafür ist jede Menge Valve drin.
Hier gibt's jetzt ein Problem: die Animation des Duckens in der Luft fehlt. Auch hat man oftmals das Gefühl, dass Gordon lediglich seine Zehen anzieht und trotz Duckens irgendwo an einer Kante hängt und somit den Sprung vergeigt. Normales Hüpfen könnt ihr vergessen, da es weder hoch noch überhaupt sinnvoll einzusetzen ist.
Auch dass das Spiel hin und wieder mit Verabschieden der hl2.exe abschmiert, fand' ich nicht prickelnd. Gott sei Dank wird oft der Levelabschnittswechsel mit einem Autosave gespeichert - ansonsten hilft die Gewöhnung ans Quicksaven - aber Vorsicht! Gut dosiert einsetzen! Manche Kämpfe (beispielsweise in der Lobby gegen Mitte des Spiels - Screenshot weiter unten) dauern etwas länger und sind schon fast ein wenig fragwürdig gestaltet was die Healthpak- und Gegneranzahl angeht.

Auch ist es manchmal nervig Gordon durch enge Gänge zu führen, wenn er hier und da gerne durch kleinere Objekte aufgehalten wird. Aber das ist im Grunde nur übertriebene Kritik auf "hohem Niveau" - die Umsetzung einer würdigen Half Life 1 Source Mod ist mehr als gelungen und überrascht über alle Erwartungen hinaus. Jede Ecke, jeder Schauplatz, jedes Character- / Monstermodell wurde mit Liebe zum Detail neu geschaffen und gerade die Locations logisch und hübsch erweitert. Black Mesa macht einiges neu, aber vieles wie gewohnt (gut) und überzeugt, da es das Original nie vergisst.
Von der Qualität her hätte es - und das ohne Übertreibungen - direkt von Valve sein können. So einen großen Qualitätsanspruch bringt es mit.



Fazit:
Black Mesa ist mehr als nur ein Grafikupdate von Half Life 1 - hier kommt eine überraschend überzeugende Modifikation für Half Life 2 mit grafisch sehr detaillierten und innovativ sogar weiter ausgebauten Umgebungen, neuen Wegen, gelungenen Waffen-, Gegner- und NPC-Modellen und Dialogerweiterungen, die noch mehr Einblick in Freeman's ersten Heldenausflug machen. Das ist eine kostenlose Mod von Fans, die so wirken als wären sie direkt bei Valve angestellt - so gut wie keine Bugs (lediglich ab und zu Abstürze) und ein Niveau, das man sonst nicht von "for free" kennt.
Obwohl leider die Xen-Welt fehlt (wird bestimmt noch nachgeliefert) und es kurz vorher abrupt endet, ist das Spiel sehr lang und bietet selbst für HL1-Veteranen viele neue Inhalte, die es wert noch einmal entdeckt zu werden. Der Download ist ein absolutes Muss!

Selbst die Pflanzen wurden mit Liebe designt.
Dass hier jeder schon HL2 zocken kann, obwohl's des noch gar nicht gibt. Müssen die Xen-Wesen mitgebracht haben.

NPC-Aftershowparty

Cool: wer der Strahlung zu nahe kommt, muss temporär mit einem Störfilter klarkommen.


Bloß keinen Krach machen...


Leider gibt es viel zu wenig Außenareale, sodass man jedes in seiner vollsten Pracht so lang es geht genießt.

Die zwei Freunde sind auch wieder mit dabei - optisch liebevoll renoviert.


Schaut mal durch's Scope - dieses nette Detail gibt's heutzutage leider kaum noch.

Zwar "nur" eine Kabeltrommel, dafür aber kein einfacher 2D-Kabelsalatzylinder. Selbst hier steckt feinste Designarbeit.

Diese Gegner treten zwar nur 2x im ganzen Spiel auf, verlangen euch aber dennoch einiges ab.

Der einzige Moment, in dem man von einer "Cutscene" sprechen könnte.

Die besagte Lobby mit dem heftigen Zwischenkampf.
Hinterlässt optisch bleibende Eindrücke: Laserpointer Breakout LX5000.

Auf dem Fußboden absichtlich liegen lassen? Ein Prototyp des Apple 2 Boards.


Toll gemacht: anstatt Schalterchen zu betätigen, fordert ihr hier einen Luftschlag Doom-3-Like via interakt. Mauszeiger an.



1 Kommentar:

  1. Sooooo, da schreibe ich 4 Tage nach Veröffentlichung tatsächlich den ersten Kommentar zu deinem Test zum Spiel des Jahres? :D

    Ich konnte (nachdem du mir Samstag Abend erst Bescheid gesagt hast :-/ ) BMS bisher noch nicht wirklich selber testen, habs runtergeladen (Chip hätte 8 Stunden oder so gebraucht, habs irgendwo aus Amiland..) und wollte es dann eigentlich dabei belassen da ich Sonntag früh ja nach Düsseldorf gefahren bin, konnte mir ein kurzes Reinschnuppern aber doch nicht verkneifen :D

    Das was ich bisher gesehen habe hat mich krass begeistert, alleine das Intro ist so perfekt nachgebaut, dass ich schlagartig um 14 Jahre jünger geworden bin :D Dann noch kurz den Alarm ausgelöst, die Mikrowelle zerstört, dem Professor sein Toilettenpapier gegeben, meinen Anzug abgeholt und das Experiment in den Sand gesetzt... erstaunlich wie man sich nach so langer zeit noch an kleinste Details erinnern kann :)

    Nu hab ich ne Menge geschrieben ohne wirklich was zu sagen, also mache ich das jetz: DOWNLOADEN!!!! SOFORT!!!!! :D Es lohnt sich wirklich, vor allem wenn man das Spiel damals geliebt hat!

    PS: Dass du "ein paar" Screenshots zuviel genutzt hast, weisste wohl selber ;)

    RamRod

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