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Sonntag, 18. November 2012

Retro City Rampage

Bildquelle

GTA in 8 Bit

Für viele Oldschoolfans und Hobbypixelzähler geht mit diesem Spiel ein Traum in Erfüllung: Grand Theft Auto in richtiger Retro-Grafik nun endlich verfügbar! Die Grafik fühlt sich hiermit noch älter an als die von GTA 1 - hätte aber leider nicht damals auf die NES-Cardridges gepasst (obwohl das Spiel trotzdem mit seinen ca. 71 MB noch weit unter heutigen Standard-Games-Installationsgrößen liegt). Nun gibt's das interessante OpenWorld-Fungame seit dem 09.10. auf Steam für ca. 14 € und wird von "Vblank Entertainment, Inc., einem noch total unbekannten Indieentwickler, angeboten.


Retro City Rampage versucht dabei sowohl eine Huldigung der alten 8 Bit Zeiten eines C64 oder NES bzw. alter TV- und Videogame-Sternchen zu sein als auch die besten Vorzüge der Ur-GTA's zu vereinen und bietet dem Spieler eine recht kleine, aber dafür ebenso frei befahrbare Stadt an.


In Bezug auf die Story dürft ihr hier nichts Großartiges erwarten. Ich habe bereits jetzt vergessen was man mir zu Beginn des Spiels mitteilen wollte und bin mittlerweile der Ansicht: das ist komplett scheißegal!

Zu Beginn gar nicht bemerkt: die Bildröhre um den Gamescreen drum herum ist ein optisch einstellbarer Filter. Genauso wie Gameboy- oder auf anderen Retro-Systemen basierenden Grafikfilter, die das Spielerlebnis verfeinern.

Das Spiel möchte lediglich auf eine irrsinnige und sehr witzige Art unterhalten und viele strange Missionen / Events aneinanderreihen. Dass man währenddessen oftmals Anlehnungen an Donkey Kong, Super Mario, Zurück in die Zukunft, Paperboy, Zelda, Frogger oder anderen altbekannten Größen über den Weg läuft, ist hier quasi der Zweck und auch die Hauptmotivation des Spiels: die Dialoge sind zwar nur in Schriftform und jegliche Sounduntermalung rein fiepsig und manchmal schon recht nervig, doch haben sie das gewisse Etwas - quasi den Charme einer hiermit wiedererweckten Ära.

Leider viel zu selten: die hübschen Cutscenes-Standbilder.

Doch einige Dinge hätten vielleicht weiterschlafen sollen.
Warum beispielsweise quietscht jeder Passant dermaßen eigenartig, wenn man auf ihn zufährt und er im letzten Moment ausweichen will?
Warum gibt es ein freies Speichersystem, wenn es innerhalb von Levels bzw. im wunderschön übersetzten Deutsch "Stufen" genannt nicht gespeichert werden darf und teilweise Missionen so knüppelhart, weil unnötig lang oder unnötig unfair aufgebaut sind?

Selbst mit Cheats gibt's in diesem Level die Möglichkeit zu sterben (Zahnräder nicht berühren).

Und warum gibt es keine Cheat-Trainer, die mir dabei fairerweise helfen?
Warum muss ich Ingame-Cheats benutzen, die das Speichern dauerhaft für die gestartete Anwendung (*.exe) deaktivieren, sodass ich gezwungen bin entweder das Spiel gleich komplett durchzurocken oder beim nächsten Spielstart vom letzten Savegame (was vermutlich kurz vor einer nicht schaffbaren Mission liegt) anzufangen?

Ihr seid nicht nur Dropdown, sondern auch mal via Sidescrolling unterwegs.

Dabei zündet Retro City Rampage nicht nur bei den vielen netten Cutscenes und dem herrlichen Missionsdesign (mal dürft ihr euch Contra-like durch schwer bewachte Gänge bewegen, mal aus einer Gefahrensituation schwingen, mal im Traum mit einem fetten Panzer die halbe Stadt in die Luft jagen oder dann doch lieber schleichen) ein riesiges Spaßfeuerwerk ab, sondern kann auch damit überzeugen, dass es viel zu tun gibt.

Von links nach rechts: Contra, Paperboy und Ghostbusters. Macht ein Riesenspaß die vielen Gags zu entdecken!

Im ersten Traum geht's richtig zur Sache: wie in einer der vielen in der Stadt verteilten Rampages darf man hier seiner Zerstörungslaune freien Lauf lassen.

(Mehrere gleichzeitig aktive) Haupt- und Nebenmissionen, die in beliebiger Reihenfolge angegangen werden können, welche aber meist im Kern nicht länger als 10 bis 20 Minuten dauern.
Problem ist oftmals der weite Weg zu den Aufträgen - und meist muss man mehrere Minuten lang quer durch die - Gott sei Dank nicht allzu große - Stadt heizen. Zumal manchmal geparkte Wagen einfach verschwinden, das geklaute Gefährt total lahmarschig ist oder die Bullen natürlich (mal wieder) Wind kriegen, dass man Scheiße gebaut hat.

Die Übersichtskarte gibt auch in der direkten Auswahl so gut wie nichts her.

Problem bei den Cops: sobald man sich ihre Aufmerksamkeit durch Rammen von Fahrzeugen (bei der Perspektive / Kurzsicht und dem dichten Verkehr sehr einfach) oder Umfahren von Passanten erarbeitet, wird man sie erst wieder los, wenn man a) ein Cop-Symbol eingesammelt und wenige Sekunden ohne negativ aufzufallen gewartet hat oder b) in eine Umlackiergarage fährt, die mir lediglich zufällig auffielen und ich sie sonst nie genutzt habe.
Das Nervige an den Polizisten ist nämlich, dass sie sogar bis in die Gebäude kommen - während einer Mission ist das ziemlich belastend. Nett ist aber, dass sie meist beim Missionsabschluss oder -beginn die Suche abrupt beenden.


Interessant zu wissen ist auch, dass der Hauptcharakter echt hoch hüpfen kann, sodass man sogar Projektilen ausweichen kann - was auch beim Non-Autohealing-System notwendig ist. Alternative: in Deckung gehen. Das moderne Feature wurde auch hier implementiert - ob Kiste oder Vorsprung: unser Held kann sich dort in die Hocke begeben und sich auf Wunsch hervorlehnen und Feinde abschießen.

Eines der kleineren Minigames: Daten downloaden und hin und wieder vorm seitlich hin- und herlaufenden Wachroboter fliehen.

Da das aber recht umständlich und langwierig funktioniert, ist hier die Hüpfvariante besser.
Und auch empfehle ich das Nutzen eines Gamepads. Denn leider kann man das Steuerungslayout der Tastatur nicht ändern und muss zum Durchschalten der Waffen "Bild auf" und "Bild ab" nutzen. Sehr intuitiv im Kampfgeschehen. Auch ist es cool, dass man mittels "Shift" automatisch den nächstbesten Feind anvisieren und gleichzeitig anballern kann, doch funktioniert das Ganze nur, wenn ihr auch in die Richtig eines Feindes schaut, also in gewissermaßen auch lauft. In seine Kugeln lauft.

Makabere Missionsaufgabe: Menschen überfahren, um den DeLorean aufzuladen. WTF?

Besser ist es da noch mittels WASD oder Analogstick einfach die Richtungen zu drücken, in der ihr schießen wollt - und dann ballert ihr auch ganz einfach automatisch dahin.
Sehr praktisch.


Und was man mit all der verdienten Kohle so anfangen kann?
Klamotten kaufen, sein Äußeres verändern oder andere öffentliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die sich innerhalb der Stadt befinden.

BitTripRunner-like als schweißgetriebener Vorgesetzter Mitarbeiter vergraulen und Säurebäder überspringen.



Fazit:
Obwohl Retro City Rampage richtig gute Qualitäten besitzt und mich nach einiger Spielzeit sehr begeistert hat (Grund: überaus witzige Referenzen, netter derber Humor, Ungewohntheit, einige Überraschungen im Missionsdesign), flog es dennoch nach einiger Zeit von der Festplatte.
Ursache war hierfür der teilweise sehr hässliche Schwierigkeitsgrad mit den unfair gesetzten Checkpoints und dem Abschalten der Savefunktion, sobald Cheats eingesetzt werden.
Auch nervten die viel zu unnötig weiten Fahrten hin und her zu irgendwelchen Auftraggebern. Und nichts desto trotz nervt irgendwann dieser undetaillierte Pixelkram. Man kann meist nichts erkennen, weil kaum in eine Nahaufnahme gegangen wird, die man aber hier und da mal selten in Standbildern liefert.
Weiteres nerviges Detail: die Straßen sind überfüllt von nervigen Fußgängern und noch nervigerem teils schlecht voraussehbarem Verkehr. Somit kommt es häufig zu Unfällen und man wird (erneut) von der Polizei gejagt.
Irgendwann reicht's dann auch.
Den endgültigen Gnadenstoß hat mir aber die Mission mit dem Schweiß-Vorgesetzten versetzt, die zwar überaus witzig präsentiert wird, aber einer solch schlechten und unpräzisen Steuerung unterliegt, dass man besser gleich die Finger von lassen soll.
Echt schade und für 13 € einfach zuviel. Lieber zu Abobo's Big Adventure gehen. Viele witzige Videogames-Parallelen in ähnlichem Look - für lau!

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